Panama. Abschied und Neue Horizonte. 

Schnee! Nein…ich spinne nicht! Nicht in Panama,  sondern in der Eifel. Kennt ihr nicht!? Solltet ihr euch unbedingt anschauen und erleben! Vor allem für Biker eine großartige Region in Deutschland! Doch was hat die Eifel mit Zentralamerika zu tun? Was wollen die Jungs da und warum Schnee?

Amigos! Die Ereignisse haben sich überschlagen in der letzten 1 1/2 Wochen! Statt im grünen Dschungel, irgendwo in der Hängematte am Strand oder in einer urigen Hütte an einem spektakulären Vulkan ….sitze ich im Wartebereich des riesigen Terminal des Flughafens Madrid und beginne ein neues Kapitel des Blogs zu schreiben…Zeitsprung: Franzi empfängt mich am Flughafen Düsseldorf…Was für ein wahnsinnig schöner Moment!…Zeitsprung… Schon sind wir in ihrer Heimat der Eifel…der Kreis schließt sich, oder? Die Reise hat für Kimme und mich ein Ende gefunden. Spannende erlebnisreiche Wochen liegen hinter uns. Eindrücke die uns ein Leben lang erhalten bleiben werden, reihen sich wie Perlen auf eine Kette. Wir hatten eine großartige Zeit! Danke für die überwältigende Kameradschaft!  Danke für eure Freundschaft! Es war mir eine Ehre Herr Bademeister Ralf Diersch und Herr Thilo „Kimme“ Downhill – Ikone aus Oitersdorf! 


Doch da muss doch noch was passiert sein in der vergangenen Woche.  Klaro!  Costa Rica zeigte nochmal alles worauf es stolz sein kann. Wildlife,  Urwald und eine wilde Schotterpiste zur Grenze nach Panama in Pena Blancas. Die alte rostige stählerne Eisenbahnbrucke ist sicher seit vielen Jahren nicht mehr in Betrieb. Daneben befindet sich eine neue Behelfsbrücke. Trotzdem ist nicht viel los. Außer ein paar Fußgänger und Touristen kein Transitverkehr.  Eine Baracke für den Ausreisestempel,  eine für den Einreisestempel. Freundlich bietet uns direkt hinter der Grenze der Bananenverkäufer eine Unterkunft in seinem Haus an. Der charismatische Herr hat offenbar afrikanische Einwandererwurzeln.  Sein Gesichtszüge sind charaktervoll. Er meint sein Angebot selbstlos und möchte nix dafür haben. Wahrscheinlich sucht er interessante Gesprächspartner…In der Mittagshitze wirkt sein Zustand durch bereits reichlich konsumierten Alkohol recht offensichtlich.  Leider steht nur noch der Türrahmen des sonst ziemlich zusammengefallenen Gebäudes. Es ist noch nicht ganz Mittag. Wir wollen weiter und lehnen dankbar ab und sind gespannt was uns in Panama erwarten wird. Das Wohlstandsniveau an der Karibik ist in Panama ganz offensichtlich ein weniger ausgeprägtes als in Costa Rica. Sehr einfache Holzpfahlgebäude prägen die Dörfer entlang der Straße. Im Reiseführer erfahren wir, dass hier noch indigene Stämme mit einem gewissen autonomen Status leben. Die Ortszentren wirken im Gegensatz zu den idyllichen einfachen Hütten schmucklos mit ihren Barackengebäuden. Waren die Bananen – Plantagen in Costa Rica quasi schon industrialisiert mit Bananentransportseilbahnen vom Feld in die Verpackungsfabrik in den Kühlcontainer auf dem LKW, so wachsen die Bananenstauden hier  wieder etwas weniger in Reihe und Glied organisiert und der Dschungel kann sich auch heimlich einschleichen. Die Hügel und Berge zeigen sich in Panama etwas diesig und auch ein paar Tropfen Regen erwarten uns. Naja…heißt ja auch Regenwald! Die tropisch schwüle Hitze bleibt uns erhalten. Die Versorgungslage wird für uns als Vegetarier bzw. Veganer trotz des vermeintlichen Überangebot etwas dünn.  Chinesische Immigranten beherrschen die Supermärkte.  Das Angebot immer gleich. Immer gleich schlecht für verwöhnte Körnerfresser… Mit etwas Glück bekommen wir an frischen Zutaten Zwiebeln, Yucca und Bananen.  Alles was das magere Angebot aufwertet, wie Ananas oder Paprika und Tomaten erregt schon riesig Freude. Von Mexiko bis Nicaragua wurden wir vom Angebot zu sehr verwöhnt. Doch keine Sorge! Dank Ralfs fürsorglich-verfressener Art ist es unmöglich zu verhungern! Falls irgendwo mal die Stelle des Outdoor-Grossküchen-Expeditionskoch besetzt werden muss, werde ich dich vorschlagen Ralf! Das ist ein Lob!


 Habe ich im letzten Blog erwähnt, dass wir uns von der finalen Etappe bis nach Panama City eine flache erholsame Strecke erwartet hatten?! Man sollte den Tag nie vor dem Abend loben!  Die Höhenlinien in der Topo-Karte sind in 250 Höhenmeter Schritten eingezeichnet. Nur weil die Route im Bereich von 0 bis 250 m verlief ist sie nicht flach! DIE Erkenntnis der letzten Tage! Die ganze Bandbreite wurde ausgereizt! Und auch die mentalen und körperlichen Empfindungen meiner Reisegefährten… Trotzdem bewältigen wir auch die Strecke zur „La Brisa del Diabolo“ wie der Pass von der Karibik- auf die Pazifikseite von den Locals genannt wird mit üblicher Routine. Da stört noch nicht einmal der waagerecht fallende Regen am Lago Fortuna an dem wir nachts glücklicherweise einen windgeschützten Zeltplatz finden konnten. Der Wachmann des Kraftwerkbetreibers lässt uns auf der Wiese des Besucherzentrums campen. Am nächsten Morgen erleben wir, was uns die Leute im Tal mitteilen wollten. Der Regen peitscht uns vom Wind vorangetrieben einmal wie aus dem Kärcher entgegen, einmal wie ein Schwall aus dem Wassereimer auf den Rücken. „La Brisa del Diabolo“ nennen es die Einheimischen.  An einer schmalen Gratpassage haben wir Mühe die Spur zu halten. Kurz darauf reißt der Himmel auf. Ein strahlender REGENBOGEN. Der Pazifik am Horizont. Ein magisch schöner Moment! Wir fahren hinunter nach Gualaca.  Es hat mittlerweile mehr als 35°C. Der Regen hängt noch immer in den Bergen.  Hier unten drückt die Sonne ohne Gnade.  An einem kleinen Canyon kann man im Fluss Baden.  Wir legen dort eine Pause ein und lassen die durchnässten Sachen trocknen.

Bis Panama City folgen wir nun die letzten Tage der Panamericana.  Auch diese ist keineswegs flach. Sie ist aber überraschend ruhig bis Penonome. Der Verkehr ist kaum störend. Dank der laufenden Bauarbeiten an der Strecke stehen uns zwei komplette gesperrte Fahrspuren zur Verfügung. Die Hitze drückt erbarmungslos. Wir kommen trotdem gut voran. Die Zeltplätze am Abend sind bei der Feuerwehr, an schönen Flüssen und schließlich am Strand in Playa Blanca bei Farallon. Wir können uns zeitlich noch fast zwei Tage Strandurlaub leisten. An „Pipas Beach“ dürfen wir kostenlos am Strand zelten und tagsüber abhängen. Die grotesk wirkende Welt hier haben wir in Zentralamerika noch nicht so kennengelernt!  Reinweiße Apartment-Hochhäuser,  Hotels und riesige Malls im amerikanischen Stil. Die Menschen sind wohlhabend.  Nichts erinnert an das Panama an der Karibik. Eine andere, eine westliche Welt. Nur eine paar wenige ärmliche Fischerhütten stehen kunterbunt gestrichen dazwischen. Drogen und Alkohol-Konsum ist wohl nix außergewöhnliches für die Locals,  die mit der Veränderung nicht Schritt halten konnten. Auch PIPAS Beach passt nicht so richtig ins sonst langweilig moderne Bild. Wahrscheinlich fühlen wir uns nur deshalb wohl dort. Unterwegs haben wir bei Santiago den deutschen Hippy-Andersdenkenden-Löffelschnitzer und Plaudertasche Markus kennengelernt. Spontan hat sich der unterhaltsame Kurzzeitige Radreisende an unsere Fersen gehängt.  Ein schöne und interessante Abwechslung. Markus stammt aus Thüringen,  machte eine Lehre in Bayern, lebte in Berlin und kam zur Erkenntnis dass zuviel Arbeit nichts für ihn ist, während er für fast ein halbes Jahr ohne jegliches Geld in Kolumbien lebte. Aktuell ist er auf dem Weg zu einem 19tägigen Festival in Panama. Da er keinen fixen Plan hat, begleitet er uns bis dahin. Unterwegs sammelt er von Sonne und Meerwasser gegerbte Holzbruchstücke am Strand, um diese kunstvoll zu Löffel zu schnitzen. Dabei wird geraucht und philosophiert. Eben bei diesem Zeitvertreib liegt er im Schatten als wir ihn entdecken. In den folgenden Tagen hören wir viele unglaubliche und abgefahrene Geschichten. 

Panama City erreichen wir über die neue Puente Centenario die im Nordwesten der Stadt über den Panama Kanal führt. Die berühmte „Puente des los Americas “ ist nur in eine Richtung befahrbar und auch eine Diskussion mit einem Polizist ändert nix daran. Im super schön gelegenen Hostel Kama House können wir im Garten campen. Markus hatte hier früher gejobt. Das Haus und Garten liegen im Regenwald auf einer Anhöhe.  Durch die Bäume schaut man auf die gewaltige Skyline von Panama City. Direkt unterhalb des Hügel liegt die Altstadt. Was für ein Kontrast! Abbruchhäuser und 5 Sterne Hotels Tür an Tür.  Hinter den zittrigen Überresten von historischen Fassaden entweder Spa und Gucci oder von der Natur zurück eroberte Minibiotope.  Auf den toll hergerichteten Plazas stehen die Luxuskarossen, während in der Parallelstraße Tagelöhner auf Jobs warten, Kindergebrüll von den beängstigend verfallenen Balkonen tönt und Abwassergestank außen offenen Gullis strömt.  Am verrücktesten dabei ist, dass man durch die Gassen wie durch ein Schaufenster  direkt ins neue Panama City schaut: Wolkenkratzer,  Glas, Beton, Stahl. Nicht schön,  aber selten…pflegt ein guter Freund zu sagen.


Der letzte Tag vor der Abreise ist nochmal ein Mix aus Entspannung und Spannung. Am Vormittag wird ein stundenlanges Frühstück zelebriert, etwas Sightseeing gemacht und die Reise Revue passieren gelassen.  Das war der entspannte Teil. Am Nachmittag begeben wir uns auf die Jagd. GroßstadtDschungel! Statt grüner Urwaldriesen Wolkenkratzer.  Statt Brüllaffen und Faultieren andere hektisch geschäftig beschäftigte Primaten… Wir mittendrin auf der Suche nach einem Bike – Shop von dem wir Transportboxen für den Flug bekommen. Am Abend nach Einbruch der Dunkelheit brechen wir schließlich auf, um zum Flughafen zu fahren. Die letzten 40 km der Reise! Auch diese Strecke hat nochmal viel zu bieten: Die Skyline im spiegelnden Meer, eine Nachtfahrt durch die Vororte Panamas,  Autobahn, eine längere Diskussion mit der Polizei und die Verbannung von der Schnellstraße,  ein geschlossenes Tor am Hintereingang des Airports und schließlich ein lange Nacht im Terminal mit Auspacken, Umpacken,  Demontieren und schließlich Verpacken der Bikes. Ralf, Kimme und ich fliegen gemeinsam nach Bogota. Dort verabschieden wir uns. Ralfs Reise führt weiter nach Cartagena und von da durch die Andenstaaten weiter nach Süden.  Ein genaues Ziel gibt es noch nicht. Kimme reist,  wie ich, zurück nach Deutschland. Leider sitzen wir nicht in der gleichen Maschine. Bei einer Tasse besten kolumbianischen Kaffee verabschieden auch wir uns. Meine Gedanken kreisen nun nur noch um den Augenblick der Ankunft! Meine unglaubliche Freundin Franzi wird mich abholen! Ein neue spannende Zeit erwartet uns.  In nur einigen Tagen sind wir in Tirol und können den Schnee genießen. 

Hiermit endet mein Reisebericht. Vielen Dank an alle Mitleser und Interessierte! Vielen Dank für eure Geduld,  wenn die Ausführungen etwas umfangreicher geworden sind….  Vielen Dank für eure netten Kommentare! Die haben mich bei jedem neu verfassten Artikel motiviert weiter zu schreiben! Bis bald auf einer anderen Reise oder wo auch immer. ..Hasta luego Amigos! 


Hinterlasse einen Kommentar