Tres Amigos. 

Buenos Dias muchachos! 

Wahrscheinlich seid ihr grad noch übelst damit beschäftigt all das zu organisieren was übers Jahr liegenbleiben ist. Gebt Gas…der Countdown läuft! Oder hier mein ultimativer Tipp!  Lasst’s liegen! Das erledigt sich im neuen Jahr wie von selbst… Lest meine Blog! Das lenkt ab 😉 Ich werde versuchen mich kurz zu halten und euch nicht unnötig mit Lesearbeit vom Jahresendumtrunk abzuhalten…dafür gibt’s paar mehr Bilder. Viel Spaß dabei!

Wie Ich euch im letzten Beitrag erzählt habe, ist in Xela unser Freund Kimme (nicht mal von der Mutti,  maximal früher von den Lehrern im harten Ton Thilo genannt) zu unserer Reisegruppe „Amselwade“ dazu gestoßen. Die ersten Tage wurden zum ultimativen Härtetest. Kimme hat sich mit Bravour durchgeboxt. Sein Specialized Avol windet sich und wehrt sich gegen jeden Berg. Doch Kimme kennt keine Gnade. Ralf und ich sind stolz darauf und froh, dass wir nun bis Kolumbien gemeinsam unterwegs sind. 


Xela verlassen wir mit dem Ziel Lago Atitlan. Der See wird als einer schönsten – im Reiseführer sogar als Der schönste See – Zentralamerikas beschrieben. Ich neige selten zu Superlativen. Wir sind jedenfalls begeistert vom schönen Ausblick auf den von dichten Wald und riesigen Vulkanen umrahmten stahlblauen Gewässer. San Pedro ist ein gemütliches Dorf am See und hat ein tolles Ambiente.  Aufgrund der der unsicheren Campingsituation am Ufer bleiben wir in in einem günstigen Hostel. Am Plaza läuft ein Basketball Spiel zweier Mädels-Mannschaften. Lebhaft geht es am Spielfeldrand zu. Der Markt ist bis lang nach dem Sonnenuntergang gut besucht. Die Basketball Fans werden von Marktfrauen mit allerlei Streetfood versorgt. Wir ebenfalls…Popcorn…Heißes Maisgetränk…Mango…


Mit dem Sonnenaufgang verlassen wir mit einer Fähre das kleine Nest Richtung Santiago.  Am Seeufer entlang geht es auf und ab Richtung Antigua. Die Landschaft ist geprägt von vielfältiger Landschaft…Kaffeeplantagen,  Bananen, Avocadobäume und natürlich Mais und Zuckerrohr. Immer wieder bieten sich tolle Blicke auf den See. 

In Antigua Guatemala werden wir von Julian empfangen. Der ebenfalls BikeVerrückte Amerikaner aus Philadelphia bietet über die Radreiseplattform Warmshowers.org Leuten wie uns eine Unterkunft und hilfreiche Informationen zur Region.  Julian ist 29, ehemaliger Fahrradkurrier und leidenschaftlicher Musiker. Diese Leidenschaft finanziert ihm seinen Lebensunterhalt in Antigua. In seiner WG wohnt weiterhin Margaux und zwei Gautemalteken die Kaffee vertreiben. Unsere Themen…Natürlich Essen! Punkrock. Radreisen. Julians Augen leuchten, wenn er erzählt. Man spürt seine ehrliche unverfälschte Freude über das was er tut. Wir fühlen uns sofort Wohl als seine Gäste. Antigua hat einen Flair der zum Verweilen inspiriert. Alte Kolonialbauten, die Art wie das Licht der Sonne in  den Gassen  reflektiert wird und die hoch aufragenden Vulkane, die bedrohlich faszinierend die Stadt überragen, machen diesen FLAIR aus. Die Spanier haben aufrund der vulkanischen Bedrohung im Mittelalter die Hauptstadt von hier nach Guatemala City verlagert. Somit fiel Antigua über hunderte Jahre in eine DornröschenSchlaf und blieb so konserviert bis zur touristischen Wiederentdeckung.  

Unser Highlight der Woche ist die Besteigung des Vulkans Acatenango.  Dieser wiederum ist nicht DAS eigentliche Ziel sondern der Blick auf den wachsenden ständig grollenden Zwillingsberg El Fuego. Der Vulkan ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. Ständig steht eine Rauchsäule über dem Gipfel, heiße Lava läuft den Hang hinab, Eruptionen lassen die Bevölkerung um den Berg stets aufmerksam die Situation beobachten.  Den Aufstieg machen wir aus glücklichen Zufall am 1. Weihnachtsfeiertag. Es fahren kaum Chicken Buses,  Geschäfte sind geschlossen und auch die geführten Touren zum Gipfel finden nicht statt. So haben wir unsere Ruhe am sonst recht gut besuchten Acatenango. Per Anhalter kommen wir zum Trailbeginn. Der Anstieg ist so direkt wie nur möglich.  Schnell machen wir Höhenmeter und tauchen ziemlich schnell in den Wolken ein, die den Gipfel umschließen.  Es wird kälter und kälter. Die Sicht im Nebel beträgt kaum zehn Meter.  Sturmwind peitscht.  Eine kroteske Situation, wenn man sich überlegt das man nur 5 km Luftlinie entfernt bei 30°C schwitzend jedes Schattenplätzchen sucht. Unseren Plan am Gipfel zu zelten, gebe wir spontan auf.  Man kann sich kaum auf den Beinen halten. 300 Höhenmeter tiefer liegt ein malerisch gelegener Campspot mit direktem Blick auf den El Fuego. Wie es der Zufall will, reißt in dem Moment als wir abwärts steigen, die Wolkendecke auf.  Ein Magischer Moment! Die Sonne verschwindet langsam am Horizont. Wir bauen die Zelte auf, machen Abendessen und gehen bald schlafen. Der Wind dreht über Nacht.  Heftige Böen reisen an den Zelten.  Bedrohlich biegen sich die Gestänge. Die Zeltplanen drücken uns ins Gesicht. Trotz unruhiger Nacht sind wir 5 Uhr fit für den erneuten Aufstieg zum Gipfel.  Es ist sternenklar. JUHU!!! Der Sonnenaufgang ist unglaublich. Unbeschreiblich! Die Bilder können vielleicht annähernd wiedergeben, wie wir uns gefühlt haben.


Der Abschied von Antigua und unseren Gastgebern ist herzlich. Unsere nächstes Ziel ist El Salvador.  Der Grenzübertritt ist unproblematisch und trotz Gerüchte über Armut und kriminelle Gangs fühlen wir uns sicher und sehr freundlich behandelt. So nett und freundlich uns Guatemala in Erinnerung bleiben wird, so nett begrüßt uns El Salvador. Heute befinden wir uns in Santa Ana. Wir haben eine  Pausentag eingelegt.  7 Tage sind wir wieder aktiv unterwegs gewesen. Über eine wundervolle teils forderne abenteuerliche Route am Fuße des Vulkans Santa Ana und entlang des Lago Coatepeque haben wir uns nochmal richtig ausgepowert.  Singletrails und steile Schotterwege durch Kaffeeplantagen führten uns zum Schluss bis zu einem traumhaften Ausblick auf den Vulkansee (@Franzi und Fred…fast so schön wie in der Eifel!). 

Durch Zufall treffen wir im Hostel den Kaffeeplantagen Besitzer Eduardo.  Sein Freund Bruno ist unser Gastgeber.  Wir werden spontan zu einer Kaffeeverkostung eingeladen. Naja…Das ist wie mit Wein…der edelste von allen war definitiv nicht der beste… Eduardo lädt uns ein ihn auf seiner Farm zu besuchen.  Wir sind natürlich dabei. 


Sorry! Nun habe ich doch wieder weit ausgeholt… hoffentlich hat’s euch nicht gelangweilt?! Ich bin offen für Kritik! Schreibt mir Kommentare. 

Wen ich noch vor dem Jahreswechsel erreiche, wünsche ich einen guten Rutsch! Allen anderen einen super Start in ein Glückliches Neues Jahr!!! Genießt die Zeit! Bleibt Gesund! Lebt eure Träume!   

Sportliche Grüße aus El Salvador. Kette rechts! Ride On!  Rock’n’Roll! 

Holger.

Steil, Steiler, Guatemala!

¡Hola Amigos! 

Rau und ursprünglich war der Empfang in Guatemala. Doch eins nach dem anderen. St. Christobal verlassen wir wie üblich mit der aufgehenden Sonne.  Der 12.12.ist offenbar der Höhepunkt der sportlichen Prozessionen zu Ehren der Jungfrau von Guadelupe. Schon morgens 4 Uhr laute Böller, Kirchenglocken und Tinitusverursachende Hupkonzerte der festlich verhunzten Fahrzeuge. Vor oder nach dem hupenden Begleitfahrezeug läuft meist einer oder mehrere Läufer mit einer Fackel, die wie bei einem Staffellauf weitergereicht wird. Religion ist eine ernste Sache. Spaß haben rein gefühlsmäßig die wenigsten Teilnehmer. Mit ernster Miene geht es nach St. Christobal. Der Lärm ebbt erst ab als wir wieder auf kleine abgelegen Holperstrecken abzweigen. Es mag an der mentalen Anspannung gelegen haben, gerüchteweise an den unbarmherzig brachialen Kräften die Ralf in zwei Tagen Pause durch die sagenhaft riesigen Mengen Essen gesammelt hat oder schlichtweg an Zeit, Korrosion und 50000 Kilometern in Wind und Wetter…und dem fehlenden Drehmomentgefühl in den Fingern. Jedenfalls rupft er sich den halben Lenker mitsamt des Hirschgeweihs ab. Die Empörung über das Versagens dieses überaus wertvollen Stückes Ingenieurskunst für 23 Euro Fuffzig legt sich schon nach kurzer Zeit. Als wir für umgerechnet 1,50 € schon im nächsten Ort einen neuen bekommen ist die Welt wieder in Ordnung… und von einer Kundenkritik beim Hersteller wird abgesehen. Schon am Abend ziehen mehr und mehr Wolken auf. In der Nacht beginnt der Regen. Leider haben wir wie üblich nur das Innenzelt aufgebaut. Schlaftrunken werfen wir das Außenzelt über das natürlich nicht wasserabweisende Innenzelt und schlafen weiter. Gnädigerweise lässt uns der Wettergott noch im trockenen unser Müsli löffeln bevor es richtig beginnt zu gießen. Zum ersten Mal zahlt es sich aus die Regenklamotten mit durch die Weltgeschichte zu fahren. Leider ist damit unser Tagesplan hinfällig an den trotz grauen Regenwetter azurblau leuchtenden Lagunas de Montebello einen kurzen Badestop einzulegen. Spätherbstliche Temperaturen lassen uns schon beim Gedanken schaudern nackig am Ufer herumzuhüpfen. Also lieber noch bisl weiter Fahrrad fahren. Das hält warm! 


Ausreisestempel auf mexikanischer Seite, eine steile Rampe mit 20 % Steigung bis zur Grenze, in der Baracke der Zollbehörde von Gracias de Dios den Einreisestempel abgeholt, fertig. Wir sind Guatemala.Eine raue Brise bläst uns entgegen. Die Anstiege werden länger. Wir tauchen in die Wolken ein. Nebel umschließt schlichtweg alles. Die Sicht beträgt kaum mehr als 15 m. Der Asphalt endet abrupt in einer steilen glitschigen Schotterpassage. Vor uns versuchen mehrere Leute einen Pick-up mit Steinen zu beladen um Traktion auf die Antriebsachse zu bekommen. Vergeblich bei dem nassen, schlammig-schmierigen Untergrund. Wir ziehen souverän vorbei. Später überholt uns die arme bis ans Limit gequälte Maschine laut brüllend und verschwindet wie ein Schatten wieder im dichten Nebel. Überhaupt hören wir fast nur Geräusche…krächzende Vögel, grunzende Schweine, glucksende Puten und gaggernde Hühner, das Schmatzen der Reifen im Schlamm. Wir fahren durch ein Dorf. Man erkennt man nur Umrisse von Gebäude und Menschen. Gespenstige Stimmung. Hitchcock lässt grüßen. Glücklicherweise finden wir hinter dem Dorf einen guten Zeltplatz. Am nächsten Morgen strahlt die Sonne. Unser Camp war perfekt in einem Taltrichter versteckt. Nach einer kurzen Abfahrt gelangen wir in ein wundervoll gelegenes Dorf. Die langsam steigenden Sonne lässt Dunst von den Häusern aufsteigen. Farbenfroh gestrichen und mit viel Hingabe für die ärmlichen Verhältnissen aufwendig verziert wirken sie. Die Maya Kultur scheint hier noch etwas tiefer verankert zu sein als wir es später im Rest von Guatemala erleben werden. Auch tragen vor allem die Frauen die traditionelle Bekleidung aus bunt gewebten Stoffen. Das ganze Bild wirkt malerisch. Der Anstieg hinter dem Dorf dagegen wirkt wie ein schlechter Scherz. Die Motorbremse der entgegenkommenden Fahrzeuge brüllt. Im Schneckentempo kriechen andere den Hang hinauf. Nicht zu fassen, daß sie das überhaupt schaffen. Auch wir sind im kleinsten Gang und winden uns Meter für Meter in Schlangenlinien nach oben. 1700 Höhenmeter beträgt der Anstieg durch die Regenwaldartige bewachsenen Hänge bis auf über 3200 m. Bis auf den letzten schmalen Grat und den steilsten Abhang ist die Landschaft von den Menschen geprägt.  Maisfelder,  Gemüsebau,  Forstwirtschaft in den weitläufigen Kiefernwäldern. Kalt weht der Wind auf dieser Höhe. In San Marco Ixtatan beginnt es zu Regnen. Richtig zu regnen!… Und hört die kommenden zwei Tage nicht mehr auf. Wir entscheiden uns ein Zimmer im Ort zu nehmen. Der folgende Anstieg beträgt nochmals weit über 1000 Höhenmeter. Bei dem Wetter und der bereits fortgeschrittenen Stunde wäre es totaler Quatsch weiterzufahren.  Wir können uns die Zeit gut vertreiben….Markt besuchen, Leckeres Obst und Gemüse kaufen, Kochen und genießen 😉 Die Locals wundern sich über unsere Erscheinung. 


Lautes Hupen, aufgeregtes Rufen, Motorenlärm – fünf Uhr ist im Hochland bereits Markt. Menschen kommen von überall aus der Umgebung mit den knallbunten „Chicken Buses“ an. Die gehören zum alltäglichen Bild in Guatemala. Gnadenlos überladen und vollgestopft mit Menschen  Tieren und allen möglichen was von A nach B gebracht werden muss, sind diese alten Mercedes- oder US School-Busse das Hauptverkehrsmittel des Landes. Das Busterminal befindet sich unter unserem Hotelzimmer. Das laute Spritzen und Klatschen beim Durchfahren der riesigen Pfützen verheißt nichts gutes… In Regenkleidung erklimmen wir den nächsten Berg, rollen zum Glück auf Asphalt ins Tal nach Soloma und bleiben wiederum durchnässt und fröstelnd in der interessanten Kleinstadt. 3400 m hoch liegt der Pass am kommenden Tag, der noch Huehuetenango führt.  Wieder nur eine halbe Etappe….frustrierend…doch  nur kurz…denn es gibt einen tollen Markt 😉 Am nächsten Morgen Sonne! Ole! Wir sehen etwas von der beeindruckenden Landschaft… Lichte Kiefernwalder, im Sonnenlicht golden leuchtende Haferfelder,  Mais, riesige Agaven…bevor es in einen endlosen Downhill nach Huehuetenango hinab geht. 

Die Ruinen von Zaculeu lassen wir Links liegen.  In den späten 40 er Jahren hat man versucht diese mit Beton nachzubilden und dabei ordentlich verhunzt. Der Eintrittsgeld erscheint uns unangemessen,  weshalb wir es vorziehen durchs Hochland weiter Richtung Tajamulco, dem höchsten Berg Zentralamerikas zu fahren. Auf dem Weg erlangen wir die harte Gewissheit,  dass es unserer Meinung nach kein Land mit steileren Straßen gibt! Doch keine noch so steile Rampe kann uns zurück halten! Der Vulkan Tajamulco (4220 m) erwartet uns und hat noch ganz andere Steigungen zu bieten. Nebenbei geraten wir noch in ein Profiradrennen und lassen uns von der jubelnden Menge an der Strecke mitfeiern.


Wir haben das Gerücht gehört man könne bis zum Gipfel des Tajamulco mit dem Bike aufsteigen. Also probieren wir es! Eine alte Kopfsteinpflaster Straße führt bis auf 3500 m. Danach wird schnell klar,  dass uns die Räder auf dieser Route nur hinderlich sein werden. Wir verstecken sie gut und klettern querfeldein zum Gipfel. Leider ist es relativ wolkig.  Trotzdem bieten sich tolle Blicke. Unter anderem auf den Vulkan Santa Maria nahe Quetzaltenango.  Schöner Berg…nächstes Ziel 😉 Beim Abstieg entdecken wir die Route ins Dorf Tajamulco,  die von den geführten Gruppen genommen wird. Den hätte man sicher gut mit dem Mtb fahren können!  Leider falsche Richtung und ungeeignetes Material dabei. Müll und Unrat versaut etwas das sonst so idyllische Bild der offiziellen Hauptroute.  Wir sind froh die, wenngleich anstrengendere, dafür aber unverfälschtere Route genommen zu haben.


Nur eine halbe Tagesetappe entfernt erreichen wir Quetzaltenango,  dass umgangssprachlich nur Xela genannt wird. Die zweitgrößte Stadt des Landes ist ein Provinznest,  was überhaupt nicht abwertend gemeint ist! Unser  Freund Kimme wird hier zu uns stoßen. Leider befindet er sich noch auf einer Bus – Odyssee von Cancun über Belize und Guatemala City hierher. Wir nutzen die Gelegenheit für etwas Regeneration nach 8 Tagen im Sattel und besteigen natürlich noch den Vulkan Santa Maria (3772 m). Als 3 er Team werden ab morgen Ralf, Kimme und ich bis Kolumbien weiterreisen. Bereits vor zwei Jahren haben wir ne super Zeit verbracht,  als wir gemeinsam von Lima (Peru) nach La Paz (Bolivien) geradelt sind. 


Euch zu Hause und in der Welt wünsche ich ebenfalls eine gute Zeit! Genießt die Weihnachtsfeiertage, das gute Essen, die Zeit mit der Familie und Freunden! Bis die Tage….Hasta luego! ?..Und Kette rechts!

Mexicos Süden – Oaxaca & Chiapas

¡Hola Amigos! 

Eine weitere aufregende Etappe durch den Süden Mexicos liegt hinter Ralf und mir. In meiner Vorstellung von Mexikos Landschaft,  geprägt von wilden ItaloWestern mit Bud Spencer und Terence Hill, hätten wir in zerrupften Klamotten durch glutheisse Wüste mit Kakteen und Fliegenschwärmen strampeln müssen….der Schweiß in Strömen fließend …besonders beim Verzehr von Bohnen mit Chili am Lagerfeuer…und beim lautstarken Rülpsen und Furzen (der Bohnen wegen)…hätten wir auch immerwieder mal eine paar Fliegen den Garaus gemacht… Doch die Realität sieht – wen überrascht’s? – ganz anders aus! Okay…ein paar Sachen stimmen…darauf gehe ich nicht nicht näher ein… Aber! Mexico ist unglaublich abwechslungsreich. Natürlich gibt es die typische Wüste mit den riesigen Kakteen.  Doch eher selten auf unserer Route.  In den Bergen durchfahren wir tropische Regenwälder. Aus dem Nichts stürzen Wasserfälle in die tiefen Schluchten. Schier endlos Anstiege führen durch Pinienwälder und entlang unglaublich steiler Maisfelder, die dem Wald abgerungen worden sind. Vereinzelt liegen kleine Dörfer an die Bergrücken angeschmiegt oder im Flußtal, aufgezogen wie an einer Perlenkette. Und plötzlich Szenenwechsel. Ein langer Downhill oder schlichtweg nur die andere Seite des Berges und wir stehen in einer neue Landschaft. Statt schattiger Wälder brennt die Sonne unerbittlich.  Außer den dürren Ästen der alles überwuchernden Dornenbüsche und einzelner Kakteen kein schattiges Plätzchen. So dünn sind wir trotz eines durchschnittlichen Tagespensums von etwa 100 Kilometern und über 1000 Höhenmetern noch nicht geworden, dass wir uns da verstecken könnten 😉 Also weiter bei über 40°C. Kein Tag ist langweilig!  Und wenn es nicht die die Highlights an der Strecke sind, so freuen wir uns zumindest über jede folgende Mahlzeit…


    Von Oaxaca sind wir zunächst weiter nach Süden geradelt. Nach ein paar Kilometer auf der Route des Mezcal….Agaven Schnaps! …die Brennereien am Straßenrand kaum zählbar…beginnt nach der touristisch interessanten Stadt Mitla der Anstieg ins Bergland.  Schon bald endet der Straßenbelag. Drei Tage lang nur Schotter- und Lehmpisten! Genial! In den wenigen BergDörfern indigene Bevölkerung in traditioneller Kleidung. Meist skptisch, aber nie unfreundlich werden wir Exoten zur Kenntnis genommen. Alles was wir benötigen finden wir in den kleinen Tiendas.  Freundlich hilft man uns, wenn der Weg unklar ist. Woher kommt ihr? Wohin geht ihr? Am  Tag treffen wir kaum mehr als 10 Autos. Am Ende der kleinen Offroad Tour stehen „nur“ 250 Kilometer aber fast 6000 Höhenmeter auf dem Tachometer! Ab Ciudad Ixtepec wird der Schnitt wieder angeglichen. Auf einer gut ausgebauten Straße Radeln wir von 200 m Meereshöhe wieder ins Hochland von St. Christobal de Las Casas auf etwa 2500 m.

    Die Highlights unterwegs: Die Cascada El Aquacero!  Wunderschöne Wasserfälle in einem beeindruckenden Canyon. 700 Stufen führen von unserem exklusiven Camp zu den besten Duschen der Reise. Schaut selbst….die Bilder sprechen für sich!

    Zweites Highlight: Der Canon de Simidero.  Zwischen Tuxtla und Chiapas de Corza liegt der Rio Grijalva.  Dieser wurde mit einer riesigen Staumauer (261 m hoch)zu einem See aufgestaut. Dieser füllt seit den 80 er Jahren den Canyon. Wie in einem tropischen Fjord kommt man sich vor. Die Wände erreichen bis zu 1000m Höhe.  Beeindruckt bestaunen wir das Naturerlebnis vom Boot aus. Leider haben wir die Schwimmflügel vergessen,  sonst wären wir die 32 Kilometer durch den Canyon geschwommen 😉 Die Krokodile….heißen in spanisch übrigens Cocodrilos…hätten wir in den Schwitzkasten genommen 🙂

    Den Abend verbringen wir im beschaulichen Chiapas de Corza bevor wir auf 70 Kilometern bis zu unserem wohlverdienten – meinen wir! –  Pausentag in St. Christobal nochmal 2200 Höhenmeter ohne Unterbrechungen hinauf kurbeln müssen. Das lebhafte Städtchen strotz nur so von Leben. Wir geraten direkt in einen lautstarken Umzug zu Ehren Der Jungfrau von Guadeloupe hinein. Überall knallen Silvesterfeuerwerke und an jeder Ecke spielen Bands. Die traditionellen Mariachi Combos sind die Coolsten!!! Die Stadt ist offensichtlich ein Eldorado für Hippies aus aller Welt. Die Stimmung ist sehr entspannt. Hippies, Mexicaner, die indigene Bevölkerung und Touristen bilden einen angenehmen Mix. Man fühlt sich trotz der Fülle an touristischer Angebote nicht davon bedräng. Als Ruhe liebender Radreisender fühlt man sich da auch mal schnell erschlagen davon…

    Noch zwei Tage bis wir Guatemala erreichen.  Dort wird uns dann in der Weihnachtszeit unser Freund Kimme einholen und bis Kolumbien begleiten!  Fetzt! Euch zu Hause und in der Welt eine gute Zeit, entspannte Adventstage und alle Freuden die damit zusammenhängen! Lässt euch die Plätzchen schmecken… Hasta luego! 

    Bienvenidos MÉXICO! 

    Heute ist der der zweite Tag in Oaxaca.  Ralf und ich haben uns eine Pause vom Radeln und Berge besteigen gegönnt.  
    Seit 11 Tagen sind wir nun gemeinsam unterwegs. In Mexico City haben wir uns getroffen. Bei Christin und ihrer netten Familie hatten wir die Möglichkeit uns zu organisieren und Bademeister-Typisch vollzufressen.  Einen ganzen Tag hatte mein Freund in der Küche unserer Gastgeber verbracht und lecker vegan gekocht! Seeeeehr lecker! Christin ist eine Lehrerin an einer deutschen Schule in Mexico City.  Sie lebt mit ihrem Mann,  der kleinen Frieda und Oma Juanita in einem schönen Viertel außerhalb des Zentrums. Über 1000 Ecken hatte Ralf den Kontakt hergestellt. Nochmals Danke für die super Unterstützung!
    Aus der Stadt hinaus ging es zum ersten touristischen Highlight der Tour. Das Zelt spannen wir direkt vis a vis der Ruinen von Teotihuacan auf.  Am nächsten Morgen erklimmen wir die drittgrößte Pyramide der Welt. Sehr beeindruckt von den historischen Bauwerken verlassen wir das Ballungsgebiet von Mexiko City.  Es geht nach Südosten.  Unser nächstes Ziel: der Paso Cortez. Dieser liegt zwischen dem derzeit aktiven Vulkan Popocatepetl und der Zwillingsschwester Itzaccihual. Der Popo ist aktuell relativ unruhig, weshalb die Zufahrt leider gesperrt ist. Ständig hängt eine Rauchfahne über dem Krater und hin und wieder knallt es auch mal. Solch eine Eruption konnten wir vom Vulkangipfel das Orizaba,  unserem nächsten Ziel beobachten. 
    ​​


    Der Pico de Orizaba gilt als höchster Berg Mexikos und 3 . größter Nordamerikas. Über die Höhe ist man sich in der Fachwelt nicht ganz einig. Davon dass der Berg eine imposante Erscheinung gibt und sicher einen super Ausblick bietet, sind sogar die Laien überzeugt. Wir auch! Deshalb müssen wir auch hoch auf diesen Berg. Wie? Leider nicht mit dem Bike. Im Nest Atzitzintla am Fuß des Vulkans bauen wir unser Basecamp auf. Mit 6 Liter Wasser,  dicken Klamotten für eine eisige Nacht vorbereitet und Essen für eine halbe Fussballmannschaft machen wir uns in der Früh des 25.11. mit unseren Wanderrucksäcken auf den Weg zum Gipfel. Am Vorabend konnten wir im Dorf historische Steigeisen und Eispickel besorgen. Mit etwas Improvisationstalent machen wir da Material wieder bergtüchtig. Die Nacht vor der Gipfelb3steigung schlafen wir auf einer Hütte auf 4660 m. Dank eines Zufalls nimmt uns ein Mitarbeiter des Observatoriums für einen Teil des Weges zur Hütte mit seinem Pick up mit. Die letzten 900 Hm steigen wir noch selbst auf. Außer uns niemand da. Leider ändert sich das am späten Abend und wir kommen aufgrund des Trubels in der Hütte nicht so richtig zum Schlaf. 2 Uhr verlassen die unruhigen Gäste endlich die Herberge…bis 3 Uhr wieder die scheppernde Blech Tür aufspringt. Ich werfe die nächsten ungebeten Gäste direkt wieder raus. Unglaublich. Sie gehen sogar.  6.30 Uhr machen wir uns mit der aufgehenden Sonne ebenfalls auf den Weg zum Gipfel. Noch bevor wir diesen erreichen, haben wir die unruhigen Geister der Nacht überholt. Die Luft wird merklich dünn!  Bis etwa 5400 m können wir relativ einfach aufsteigen.  Der Untergrund ist locker, aber mit etwas Aufmerksamkeit technisch nicht anspruchsvoll. Danach folgt eine fest gefrorene Schneepassage bis zum Gipfel. Unser mindestens 50 Jahre altes Equipment funktioniert hervorragen. Das Gipfelerlebnis auf über 5600 m ist unglaublich. Um uns ein Wolkenmeer.  Der erloschen Krater direkt neben dem Gipfelkreuz.  Auch von der Nordseite kommen Bergsteiger. Kopfstand am Gipfel, Eine ordentliche Brotzeit und schon geht es wieder in den Abstieg. 1 h 45 min später sind wir an der völlig überfüllten Hütte. Es ist Wochenende.  Aufstieg hatte uns übrigens knapp 4h gekostet. Wieder haben wir Glück.  Auf der Ladefläche eines Jeeps von Bergführen der Region werden wir mit ins Tal genommen.

    Am Folgetag unserer Wanderung satteln wir wieder die Bikes.  Das nächste Ziel heißt Oaxaca.  Über abgelegene Bergstraßen sind wir weitere drei Tage unterwegs. Die Landschaft ist beeindruckend vielfältig.  Kiefernwälder wechseln sich mit Bergnebelwäldern, eine lange Abfahrt führt fast 2000 Tiefenmeter in eine andere Welt. Glühende Sonne, gigantische Kakteen, verdorrtes Gras und ein paar Stachelsträucher. Menschen treffen wir nur wenige. Kurz vor einem Anstieg aus der Schlucht heraus treffen wir eine Prozession von Bikern. Etwa 300 Teilnehmer, größtenteils mit Singlespeed-Rädern fahren in 4 Tagen von Puebla nach Oaxaca. Voran mehrere Trucks mit Heiligenfiguren auf der Ladefläche. Es ist kein Rennen, sondern tatsächlich eine religiöse Prozession zu Ehren der Jungfrau von Juquila. Mädels sind nicht dbei. Auf den teils abenteuerlich ausgestatteten Bikes kämpfen sich die Amigos den Anstieg hinauf. Allergrößter Respekt!  1800 Hm ohne Schaltung! Ohne Sportbekleidung – Jeans und Kapuzenpullis sind Standard!  Bikeschuhe? Fehlanzeige. Aber Enthusiasmus!  Ralf und ich profitieren von der erstklassigen Verpflegung mit Obst. Am Abend rollen wir in der Weltkulturerbestadt Oaxaca ein. Unsere Begleiter haben 40 km vorher ihr Tagesziel erreicht und lassen sich noch einen Tag Zeit zur Ankunft in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. In einem veganen Restaurant stoßen wir mit IndioBier auf Ralfs 15000sten! Kilometer seit seinem Start in Alaska an. Chapeau! Im Hintergrund läuft ein Film auf Leinwand: „Leningrad Cowboys go es America“. Eine erstklassiges Filmerlebnis in russisch-englischem Kauderwelsch,  jedoch fast komplett auf Dialoge verzichtend. Dazu spanische Untertitel. Sehr geil! 


    Unsere PausenTage haben wir traditionell schon seit jeher ähnlich gestaltet….Ausschlafen in einem Hostel,  langes ausgiebiges Frühstück nach einem reichen Beutezug zum nahe gelegenen Markt. Dann Auskundschaften wo man noch mehr noch besseres Essen bekommt. Das ganze wird mit einem kurzen Kulturausflug aufgepeppt.  Was wir dabei  erlebt haben, seht ihr in der Bildergallerie.  Bei einem Besuch in Oaxaca darf natürlich die Besichtigung der Ruinen von Monte Alban nicht fehlen. Das Volk der Zapotek hatte hier zwischen 300…900 n. Chr. seine Blütezeit.  Sehr eindrucksvoll!  

    Morgen Düsen wir weiter.  Nächstes Ziel: San Christobal im Süden Mexicos. Bis dahin. Kette rechts! Ride on!…und euch eine schöne Adventszeit!