Nicaragua & Costa Rica – Von Faultieren, Brüllaffen, Radfahrern und anderen wilden Kreaturen

Wie die Zeit vergeht?! Junge….Junge… Unglaublich! In zwei Wochen werden Kimme und ich wieder zurück in Deutschland sein und bereits auf eine verrückte, aufregende, spannende, intensive, inspirierende, tolle, schöne,  harte,… Zeit auf dem Bike durch Zentralamerika zurückschauen! Doch noch sind wir unterwegs! Und wie! La vida loca! 

Hallo, Servus und Hola liebe Freunde, Mitleser,  Miterleber,  Mitfieberer und andere zufällig Betroffene! Wir sind in Costa Rica. Ralf hatte vor einigen Jahren einmal Urlaub in diesem Land gemacht und schwärmte uns bereits beim Verlassen Nicaraguas von der weitgehend intakten Natur und dem spannenden Wildlife vor.Er sollte recht behalten!

Zwei Tage ausgiebige Pause in Granada haben uns wieder die nötige Motivation für neue Ziele gegeben. Im Hostel treffen wir zufällig einen deutschen Reiseradler, den Ralf schon im Norden Mexicos getroffen hatte. Die Welt ist klein! Hörsti aka. Jan kommt aus der  Nähe von Hamburg. Damit er mal eine  höhere Erhebung als den Deich sieht, begleitet er uns zu unserem nächsten Ziel. Von Granada fahren wir zunächst zur Insel Ometepe.  Der Vulkan Conception ist unser Ziel. Schon während der letzten Tage konnte man beobachten, dass der Gipfel meist in den Wolken hing, so auch am Tag unserer Besteigung. Rüber zur Insel geht’s mit einer alten klapprigen Fähre.  In einem Hostel im Ort handeln wir einen super Preis für die simple Übernachtung in Hängematten aus. Bikes und Taschen können wir dort sicher stehen lassen. Obwohl es regnet, entschließen wir uns morgens 4 Uhr trotzdem zu frühstücken und fünf Uhr die Besteigung in Angriff zu nehmen. Es ist so warm daß man keine Jacke braucht.  Noch nicht! Der Berg ist Naturreservat. Ein Gebühr von 3 $ muss am Trailbeginn entrichtet werden. Unsere teuerste Bergbesteigung, wenn man die Kosten für die Fähre zur Insel einrechnet. Durch dichten Regenwald geht es auf direkten Weg nach oben. Der Weg ist glitschig. Immerhin hat der Regen aufgehört.  In den Wipfeln der Bäume sitzen Brüllaffen und und machen bei jeder Windböe ein riesiges Spektakel.  Sehr unterhaltsam!  Bei etwa 1000 m Meereshöhe verlassen wir die Baumzone.  Wolken und Wind streifen den frei stehenden Vulkangipfel, lassen aber noch ein paar kurze Blick auf ’s Umland, den Lago di Nicaragua und soar den nahen Pazifik zu. Es wird steiler! Und es wird wolkiger.  Der Weg ist sehr rutschig – loses Geröll ohne Ende. Kennt jemand das rötlich braune Seramis aus den Blumentöpfen?  Ungefähr so kann man es sich vorstellen,  nur eine größere Körnung.  Wir müssen auf Steinschlag achten. Meter um Meter steigen wir (trotz der Erkenntnis am Gipfel keinen Ausblick zu haben) bis hinauf.  Aus dampfenden Löchern steigt heiße Luft auf. Es riecht nach Schwefel.  Eine mystische Stimmung am kargen Gipfel. Der Regen beginnt wieder und es wird kalt. Wir werfen uns die Regenjacken über und steigen wieder hinab. Unten empfängt uns erneut das Getöse der Affen,  Sonne und eine unglaubliche Hitze. Noch ist genug Zeit die Pazifik-Strände von Playa Gigante vor Sonnenuntergang zu erreichen.  Also los…


Playa Gigante ist eine kleine Siedlung an einer malerischen Bucht am Pazifik. Die Grenze nach Costa Rica ist nur noch einen Steinwurf entfernt. Wir sind gut in der Zeit und gönnen uns weitere zwei Tage Pause. Diesmal mit Sonne, Meer, Sandstrand und chilligen Nächten in der Hängematte zehn Meter neben der Brandung…Urlaub vom Urlaub…oder was meint ihr Amigos? Wir sagen, dass haben wir uns verdient 😉 Das beste an der tollen Unterkunft „El Camino“ ist die kostenfreie Unterbringung für Radreisende. Der Besitzer John war bis vor 11 Jahren selbst als einer unterwegs und kam durch die Verkettung verschiedener Zufälle schließlich in diese abgelegene Bucht. In wenigen Monaten soll auch die neue moderne Zufahrtsstraße fertig gestellt sein. John ist im Herzen wohl Biker geblieben. Jedenfalls beweist er nach wie vor ein großes Herz für die Radreise-Community. 


Gut erholt starten wir nach Costa Rica. Nach den armen Verhältnissen in den Ländern Zentralamerikas betreten wir eine andere Welt. Wir sind zurück in der westlichen Welt.  Die Preise erinnern an die Schweiz,  der gestresste aggressive Fahrstil der Autofahrer teilweise an Deutschland, die relaxten freundlichen Menschen an?…Zentralamerika… die tropische Flora und Fauna und die malerische Landschaft an einen Bericht aus dem National Geographic Magazin. Nur einige Kilometer nach der Grenze flitzt eine riesige Tarantel über die Straße.  Voll geil! Auf der Suche nach einem Campingplatz am Abend treffen wir erst eine Horde Brüllaffen, dann verirren wir uns kurz in einem Labyrinth von Pfaden, die zu den Fisch- und Krabbenfanggründen der Locals führen,  im Mangrovenwald. Schließlich finden wir auf dem Bolzplatz des Dorfes den optimalen Zeltplatz. Wir schauen noch kurz beim Fußball zu und werden sogar von den „Nachbarn“ eingeladen bei ihnen Trinkwasser zu holen und zu duschen. Diese Freundlichkeit erfahren wir wiederum in unheimlich vielen Situationen.  Die Preise für Übernachtungen in Costa Rica würden unser Reiseradler – Budget sprengen. Es wird nur noch Gecampt! Wir werden erfindungsreich und finden einen Platz besser als den anderen…Bolzplatz am Mangrovenwald,  Ferienlager einer Kirche in La Fortuna,  Sportplatz mit See und Vulkanblick am Lago di Arenal (übrigens der schönste der Reise! Meine ich.), Hinterhof eines kleinen Ausflugslokals (Muchas gracias Johann und Maria-Elena) an einem Pass in 2000 m Höhe bei 10°C, im Urwald von Guayabo und schließlich am karibischen Strand unter Palmen in Cahuita und Porto Viejo. Das klingt nicht nur super, das ist super! Unterwegs sehen wir das Wildlife, wie Ralf es ankündigte.  Die Regenwälder wirken wie man sie sich aus den Naturdokus im Fernsehen vorgestellt hat. Die Geräuschkulisse ist sagenhaft…Brüllaffen,  Papageien, andere Vögel;  die Farbenvielfalt unbeschreiblich…schillernd bunte Kolibris, Tucane, und, und, und, knallorange Bäume,  Blühten in allen vorstellbaren Farben. 

Unsere Route führt von der Grenze zunächst weiter an der Pazifik Küste nach Süden.  Das ist uns nach kurzer Zeit erstens zu flach, auf der relativ dicht befahrenen Straße im weiteren Verlauf zweitens zu stressig. Also landen wir recht bald wieder auf Schotterpisten im Hochland. Weiterer Vorteil: angenehm kühle Nächte und keine Mücken. Kreuz und quer arbeiten wir uns durch Nationalparks und an Vulkanen vorbei auf die karibische Seite Costa Ricas.  Für mich sind da Streckenabschnitte dabei, die in meiner persönlichen Liste der Reisehighlights ganz oben dabei sind. Ganz besonders werde ich mich an die Südroute an der Laguna Arenal erinnern. Das kann man in Worten und Bilder  nicht wiedergeben.  Die Sonne stand genau richtig. Das Licht golden. Auf der abgelegenen Schotterstraße ist kaum Verkehr. In den Gipfeln chillen die Brüllaffen.  Die tiefgrünen Wiesen der wenigen Farmen leuchten satt. Die paar wenigen Kühe, die sich jeweils eine der riesigen Flächen teilen, sind sich sicher nicht ihres Glücks bewußt. Ein Tuci flattert über unsere Köpfe hinweg. Cooler Vogel! Ein Schwarm Pelikane schwebt über den nahen See. Im Hintergrund steht gewaltig in perfekter Vulkansilhouette der Arenal und spiegelt sich im ruhigen Wasser des scheinbar völlig von Regenwald umgebenen Sees. Mehrfach müssen wir teils mehr als knietief Flüsse durchqueren. Alles erscheint wie der perfekte Radreisetag.  Ich mache kaum Bilder. Es gibt Situationen die einfach nicht im Bild festzuhalten sind.



Trotz aller Radfahrer-Romantik soll meine blumige Beschreibung nicht über die anstrengende Seite hinwegtäuschen. 7 Tage im Sattel,  Anstiege die unmöglich zu fahren sind, grober Schotter, enge dicht befahrene Straßen im Ballungsgebiet um San José, Höhenmeter und Hitze fordern ihren Tribut. Wir sind reif für eine weitere Pause. Die gönnen wir uns am sagenhaften Karibikstrand. In Siquirres verlassen wir das Hochland. Auf der flachen Strecke sammeln wir rasch Kilometer.  Daran wird sich bis Panama nicht mehr viel ändern.  Wir sind gut in der Zeit. Also bleiben wir erneut etwas länger und genießen den Backpacker-Surfer-Reggae-Karibik-Lifestyle in Cahuita und Porto Viejo.  Die Strände sind traumhaft… Kokospalmen,  Sandstrand, Riff, Wellen und Surfer. Die Stimmung mehr als relaxt. In den hohen Gipfeln der Bäume im nahen Wald hängen die Faultieren ab und lassen sich weder von wilden Affen-Horden noch von den Menschen stören. Ich könnte stundenlang zuschauen! 


So Leute! Der Finale Teil der Reise wird uns ab morgen durch Panama führen. Was uns dort erwarten wird, könnt ihr im nächsten Beitrag lesen. Bis dahin…eine gute Zeit,  viel Spaß beim Lesen, Bilder schauen, Kopfkino genießen, Reisepläne schmieden, … Hasta luego! 

Noch eine kleine Anmerkung!  In der aktuellen Ausgabe des „World of MtbMagazin (03/2017) kann man mehr über das Thema Abenteuer Biking erfahren und findet auch eine Reportage über Ralf, Kimme und mich! Viel Spaß beim Schmökern 😉 Erhältlich ist das tolle MAGAZIN in allen gut sortierten Zeitschriften-Läden (z.B.  Thalia) oder unter www.worldofmtb.de .


2 Gedanken zu “Nicaragua & Costa Rica – Von Faultieren, Brüllaffen, Radfahrern und anderen wilden Kreaturen

  1. Hey Hoolger, das „Paradies“ muss man sich verdienen. Freu mich fur euch, dass all die Strapazen von Mensch und Natur belohnt werden. Wunsche euch viel Glück fur den letzten Teil der Reise. Die Ruckkehr ist ja schon beinahe greifbar. Zumindest fur dich und Kimme. Wir freuen uns aufs Wiedersehen. Machts gut.

    Und viele liebe Grüße aus der Vulkaneifel. Fred

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  2. Servus. Alter ich glaub das ist das schönste was ich je von dir gelesen habe. So bildhaft und überzeugend man kann denken man war dabei. Und ich weiß jetzt das ich nach Costa Roca will. Genießt die letzten Tage. Schön Gruß an die beiden. OI!

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