Panama. Abschied und Neue Horizonte. 

Schnee! Nein…ich spinne nicht! Nicht in Panama,  sondern in der Eifel. Kennt ihr nicht!? Solltet ihr euch unbedingt anschauen und erleben! Vor allem für Biker eine großartige Region in Deutschland! Doch was hat die Eifel mit Zentralamerika zu tun? Was wollen die Jungs da und warum Schnee?

Amigos! Die Ereignisse haben sich überschlagen in der letzten 1 1/2 Wochen! Statt im grünen Dschungel, irgendwo in der Hängematte am Strand oder in einer urigen Hütte an einem spektakulären Vulkan ….sitze ich im Wartebereich des riesigen Terminal des Flughafens Madrid und beginne ein neues Kapitel des Blogs zu schreiben…Zeitsprung: Franzi empfängt mich am Flughafen Düsseldorf…Was für ein wahnsinnig schöner Moment!…Zeitsprung… Schon sind wir in ihrer Heimat der Eifel…der Kreis schließt sich, oder? Die Reise hat für Kimme und mich ein Ende gefunden. Spannende erlebnisreiche Wochen liegen hinter uns. Eindrücke die uns ein Leben lang erhalten bleiben werden, reihen sich wie Perlen auf eine Kette. Wir hatten eine großartige Zeit! Danke für die überwältigende Kameradschaft!  Danke für eure Freundschaft! Es war mir eine Ehre Herr Bademeister Ralf Diersch und Herr Thilo „Kimme“ Downhill – Ikone aus Oitersdorf! 


Doch da muss doch noch was passiert sein in der vergangenen Woche.  Klaro!  Costa Rica zeigte nochmal alles worauf es stolz sein kann. Wildlife,  Urwald und eine wilde Schotterpiste zur Grenze nach Panama in Pena Blancas. Die alte rostige stählerne Eisenbahnbrucke ist sicher seit vielen Jahren nicht mehr in Betrieb. Daneben befindet sich eine neue Behelfsbrücke. Trotzdem ist nicht viel los. Außer ein paar Fußgänger und Touristen kein Transitverkehr.  Eine Baracke für den Ausreisestempel,  eine für den Einreisestempel. Freundlich bietet uns direkt hinter der Grenze der Bananenverkäufer eine Unterkunft in seinem Haus an. Der charismatische Herr hat offenbar afrikanische Einwandererwurzeln.  Sein Gesichtszüge sind charaktervoll. Er meint sein Angebot selbstlos und möchte nix dafür haben. Wahrscheinlich sucht er interessante Gesprächspartner…In der Mittagshitze wirkt sein Zustand durch bereits reichlich konsumierten Alkohol recht offensichtlich.  Leider steht nur noch der Türrahmen des sonst ziemlich zusammengefallenen Gebäudes. Es ist noch nicht ganz Mittag. Wir wollen weiter und lehnen dankbar ab und sind gespannt was uns in Panama erwarten wird. Das Wohlstandsniveau an der Karibik ist in Panama ganz offensichtlich ein weniger ausgeprägtes als in Costa Rica. Sehr einfache Holzpfahlgebäude prägen die Dörfer entlang der Straße. Im Reiseführer erfahren wir, dass hier noch indigene Stämme mit einem gewissen autonomen Status leben. Die Ortszentren wirken im Gegensatz zu den idyllichen einfachen Hütten schmucklos mit ihren Barackengebäuden. Waren die Bananen – Plantagen in Costa Rica quasi schon industrialisiert mit Bananentransportseilbahnen vom Feld in die Verpackungsfabrik in den Kühlcontainer auf dem LKW, so wachsen die Bananenstauden hier  wieder etwas weniger in Reihe und Glied organisiert und der Dschungel kann sich auch heimlich einschleichen. Die Hügel und Berge zeigen sich in Panama etwas diesig und auch ein paar Tropfen Regen erwarten uns. Naja…heißt ja auch Regenwald! Die tropisch schwüle Hitze bleibt uns erhalten. Die Versorgungslage wird für uns als Vegetarier bzw. Veganer trotz des vermeintlichen Überangebot etwas dünn.  Chinesische Immigranten beherrschen die Supermärkte.  Das Angebot immer gleich. Immer gleich schlecht für verwöhnte Körnerfresser… Mit etwas Glück bekommen wir an frischen Zutaten Zwiebeln, Yucca und Bananen.  Alles was das magere Angebot aufwertet, wie Ananas oder Paprika und Tomaten erregt schon riesig Freude. Von Mexiko bis Nicaragua wurden wir vom Angebot zu sehr verwöhnt. Doch keine Sorge! Dank Ralfs fürsorglich-verfressener Art ist es unmöglich zu verhungern! Falls irgendwo mal die Stelle des Outdoor-Grossküchen-Expeditionskoch besetzt werden muss, werde ich dich vorschlagen Ralf! Das ist ein Lob!


 Habe ich im letzten Blog erwähnt, dass wir uns von der finalen Etappe bis nach Panama City eine flache erholsame Strecke erwartet hatten?! Man sollte den Tag nie vor dem Abend loben!  Die Höhenlinien in der Topo-Karte sind in 250 Höhenmeter Schritten eingezeichnet. Nur weil die Route im Bereich von 0 bis 250 m verlief ist sie nicht flach! DIE Erkenntnis der letzten Tage! Die ganze Bandbreite wurde ausgereizt! Und auch die mentalen und körperlichen Empfindungen meiner Reisegefährten… Trotzdem bewältigen wir auch die Strecke zur „La Brisa del Diabolo“ wie der Pass von der Karibik- auf die Pazifikseite von den Locals genannt wird mit üblicher Routine. Da stört noch nicht einmal der waagerecht fallende Regen am Lago Fortuna an dem wir nachts glücklicherweise einen windgeschützten Zeltplatz finden konnten. Der Wachmann des Kraftwerkbetreibers lässt uns auf der Wiese des Besucherzentrums campen. Am nächsten Morgen erleben wir, was uns die Leute im Tal mitteilen wollten. Der Regen peitscht uns vom Wind vorangetrieben einmal wie aus dem Kärcher entgegen, einmal wie ein Schwall aus dem Wassereimer auf den Rücken. „La Brisa del Diabolo“ nennen es die Einheimischen.  An einer schmalen Gratpassage haben wir Mühe die Spur zu halten. Kurz darauf reißt der Himmel auf. Ein strahlender REGENBOGEN. Der Pazifik am Horizont. Ein magisch schöner Moment! Wir fahren hinunter nach Gualaca.  Es hat mittlerweile mehr als 35°C. Der Regen hängt noch immer in den Bergen.  Hier unten drückt die Sonne ohne Gnade.  An einem kleinen Canyon kann man im Fluss Baden.  Wir legen dort eine Pause ein und lassen die durchnässten Sachen trocknen.

Bis Panama City folgen wir nun die letzten Tage der Panamericana.  Auch diese ist keineswegs flach. Sie ist aber überraschend ruhig bis Penonome. Der Verkehr ist kaum störend. Dank der laufenden Bauarbeiten an der Strecke stehen uns zwei komplette gesperrte Fahrspuren zur Verfügung. Die Hitze drückt erbarmungslos. Wir kommen trotdem gut voran. Die Zeltplätze am Abend sind bei der Feuerwehr, an schönen Flüssen und schließlich am Strand in Playa Blanca bei Farallon. Wir können uns zeitlich noch fast zwei Tage Strandurlaub leisten. An „Pipas Beach“ dürfen wir kostenlos am Strand zelten und tagsüber abhängen. Die grotesk wirkende Welt hier haben wir in Zentralamerika noch nicht so kennengelernt!  Reinweiße Apartment-Hochhäuser,  Hotels und riesige Malls im amerikanischen Stil. Die Menschen sind wohlhabend.  Nichts erinnert an das Panama an der Karibik. Eine andere, eine westliche Welt. Nur eine paar wenige ärmliche Fischerhütten stehen kunterbunt gestrichen dazwischen. Drogen und Alkohol-Konsum ist wohl nix außergewöhnliches für die Locals,  die mit der Veränderung nicht Schritt halten konnten. Auch PIPAS Beach passt nicht so richtig ins sonst langweilig moderne Bild. Wahrscheinlich fühlen wir uns nur deshalb wohl dort. Unterwegs haben wir bei Santiago den deutschen Hippy-Andersdenkenden-Löffelschnitzer und Plaudertasche Markus kennengelernt. Spontan hat sich der unterhaltsame Kurzzeitige Radreisende an unsere Fersen gehängt.  Ein schöne und interessante Abwechslung. Markus stammt aus Thüringen,  machte eine Lehre in Bayern, lebte in Berlin und kam zur Erkenntnis dass zuviel Arbeit nichts für ihn ist, während er für fast ein halbes Jahr ohne jegliches Geld in Kolumbien lebte. Aktuell ist er auf dem Weg zu einem 19tägigen Festival in Panama. Da er keinen fixen Plan hat, begleitet er uns bis dahin. Unterwegs sammelt er von Sonne und Meerwasser gegerbte Holzbruchstücke am Strand, um diese kunstvoll zu Löffel zu schnitzen. Dabei wird geraucht und philosophiert. Eben bei diesem Zeitvertreib liegt er im Schatten als wir ihn entdecken. In den folgenden Tagen hören wir viele unglaubliche und abgefahrene Geschichten. 

Panama City erreichen wir über die neue Puente Centenario die im Nordwesten der Stadt über den Panama Kanal führt. Die berühmte „Puente des los Americas “ ist nur in eine Richtung befahrbar und auch eine Diskussion mit einem Polizist ändert nix daran. Im super schön gelegenen Hostel Kama House können wir im Garten campen. Markus hatte hier früher gejobt. Das Haus und Garten liegen im Regenwald auf einer Anhöhe.  Durch die Bäume schaut man auf die gewaltige Skyline von Panama City. Direkt unterhalb des Hügel liegt die Altstadt. Was für ein Kontrast! Abbruchhäuser und 5 Sterne Hotels Tür an Tür.  Hinter den zittrigen Überresten von historischen Fassaden entweder Spa und Gucci oder von der Natur zurück eroberte Minibiotope.  Auf den toll hergerichteten Plazas stehen die Luxuskarossen, während in der Parallelstraße Tagelöhner auf Jobs warten, Kindergebrüll von den beängstigend verfallenen Balkonen tönt und Abwassergestank außen offenen Gullis strömt.  Am verrücktesten dabei ist, dass man durch die Gassen wie durch ein Schaufenster  direkt ins neue Panama City schaut: Wolkenkratzer,  Glas, Beton, Stahl. Nicht schön,  aber selten…pflegt ein guter Freund zu sagen.


Der letzte Tag vor der Abreise ist nochmal ein Mix aus Entspannung und Spannung. Am Vormittag wird ein stundenlanges Frühstück zelebriert, etwas Sightseeing gemacht und die Reise Revue passieren gelassen.  Das war der entspannte Teil. Am Nachmittag begeben wir uns auf die Jagd. GroßstadtDschungel! Statt grüner Urwaldriesen Wolkenkratzer.  Statt Brüllaffen und Faultieren andere hektisch geschäftig beschäftigte Primaten… Wir mittendrin auf der Suche nach einem Bike – Shop von dem wir Transportboxen für den Flug bekommen. Am Abend nach Einbruch der Dunkelheit brechen wir schließlich auf, um zum Flughafen zu fahren. Die letzten 40 km der Reise! Auch diese Strecke hat nochmal viel zu bieten: Die Skyline im spiegelnden Meer, eine Nachtfahrt durch die Vororte Panamas,  Autobahn, eine längere Diskussion mit der Polizei und die Verbannung von der Schnellstraße,  ein geschlossenes Tor am Hintereingang des Airports und schließlich ein lange Nacht im Terminal mit Auspacken, Umpacken,  Demontieren und schließlich Verpacken der Bikes. Ralf, Kimme und ich fliegen gemeinsam nach Bogota. Dort verabschieden wir uns. Ralfs Reise führt weiter nach Cartagena und von da durch die Andenstaaten weiter nach Süden.  Ein genaues Ziel gibt es noch nicht. Kimme reist,  wie ich, zurück nach Deutschland. Leider sitzen wir nicht in der gleichen Maschine. Bei einer Tasse besten kolumbianischen Kaffee verabschieden auch wir uns. Meine Gedanken kreisen nun nur noch um den Augenblick der Ankunft! Meine unglaubliche Freundin Franzi wird mich abholen! Ein neue spannende Zeit erwartet uns.  In nur einigen Tagen sind wir in Tirol und können den Schnee genießen. 

Hiermit endet mein Reisebericht. Vielen Dank an alle Mitleser und Interessierte! Vielen Dank für eure Geduld,  wenn die Ausführungen etwas umfangreicher geworden sind….  Vielen Dank für eure netten Kommentare! Die haben mich bei jedem neu verfassten Artikel motiviert weiter zu schreiben! Bis bald auf einer anderen Reise oder wo auch immer. ..Hasta luego Amigos! 

Nicaragua & Costa Rica – Von Faultieren, Brüllaffen, Radfahrern und anderen wilden Kreaturen

Wie die Zeit vergeht?! Junge….Junge… Unglaublich! In zwei Wochen werden Kimme und ich wieder zurück in Deutschland sein und bereits auf eine verrückte, aufregende, spannende, intensive, inspirierende, tolle, schöne,  harte,… Zeit auf dem Bike durch Zentralamerika zurückschauen! Doch noch sind wir unterwegs! Und wie! La vida loca! 

Hallo, Servus und Hola liebe Freunde, Mitleser,  Miterleber,  Mitfieberer und andere zufällig Betroffene! Wir sind in Costa Rica. Ralf hatte vor einigen Jahren einmal Urlaub in diesem Land gemacht und schwärmte uns bereits beim Verlassen Nicaraguas von der weitgehend intakten Natur und dem spannenden Wildlife vor.Er sollte recht behalten!

Zwei Tage ausgiebige Pause in Granada haben uns wieder die nötige Motivation für neue Ziele gegeben. Im Hostel treffen wir zufällig einen deutschen Reiseradler, den Ralf schon im Norden Mexicos getroffen hatte. Die Welt ist klein! Hörsti aka. Jan kommt aus der  Nähe von Hamburg. Damit er mal eine  höhere Erhebung als den Deich sieht, begleitet er uns zu unserem nächsten Ziel. Von Granada fahren wir zunächst zur Insel Ometepe.  Der Vulkan Conception ist unser Ziel. Schon während der letzten Tage konnte man beobachten, dass der Gipfel meist in den Wolken hing, so auch am Tag unserer Besteigung. Rüber zur Insel geht’s mit einer alten klapprigen Fähre.  In einem Hostel im Ort handeln wir einen super Preis für die simple Übernachtung in Hängematten aus. Bikes und Taschen können wir dort sicher stehen lassen. Obwohl es regnet, entschließen wir uns morgens 4 Uhr trotzdem zu frühstücken und fünf Uhr die Besteigung in Angriff zu nehmen. Es ist so warm daß man keine Jacke braucht.  Noch nicht! Der Berg ist Naturreservat. Ein Gebühr von 3 $ muss am Trailbeginn entrichtet werden. Unsere teuerste Bergbesteigung, wenn man die Kosten für die Fähre zur Insel einrechnet. Durch dichten Regenwald geht es auf direkten Weg nach oben. Der Weg ist glitschig. Immerhin hat der Regen aufgehört.  In den Wipfeln der Bäume sitzen Brüllaffen und und machen bei jeder Windböe ein riesiges Spektakel.  Sehr unterhaltsam!  Bei etwa 1000 m Meereshöhe verlassen wir die Baumzone.  Wolken und Wind streifen den frei stehenden Vulkangipfel, lassen aber noch ein paar kurze Blick auf ’s Umland, den Lago di Nicaragua und soar den nahen Pazifik zu. Es wird steiler! Und es wird wolkiger.  Der Weg ist sehr rutschig – loses Geröll ohne Ende. Kennt jemand das rötlich braune Seramis aus den Blumentöpfen?  Ungefähr so kann man es sich vorstellen,  nur eine größere Körnung.  Wir müssen auf Steinschlag achten. Meter um Meter steigen wir (trotz der Erkenntnis am Gipfel keinen Ausblick zu haben) bis hinauf.  Aus dampfenden Löchern steigt heiße Luft auf. Es riecht nach Schwefel.  Eine mystische Stimmung am kargen Gipfel. Der Regen beginnt wieder und es wird kalt. Wir werfen uns die Regenjacken über und steigen wieder hinab. Unten empfängt uns erneut das Getöse der Affen,  Sonne und eine unglaubliche Hitze. Noch ist genug Zeit die Pazifik-Strände von Playa Gigante vor Sonnenuntergang zu erreichen.  Also los…


Playa Gigante ist eine kleine Siedlung an einer malerischen Bucht am Pazifik. Die Grenze nach Costa Rica ist nur noch einen Steinwurf entfernt. Wir sind gut in der Zeit und gönnen uns weitere zwei Tage Pause. Diesmal mit Sonne, Meer, Sandstrand und chilligen Nächten in der Hängematte zehn Meter neben der Brandung…Urlaub vom Urlaub…oder was meint ihr Amigos? Wir sagen, dass haben wir uns verdient 😉 Das beste an der tollen Unterkunft „El Camino“ ist die kostenfreie Unterbringung für Radreisende. Der Besitzer John war bis vor 11 Jahren selbst als einer unterwegs und kam durch die Verkettung verschiedener Zufälle schließlich in diese abgelegene Bucht. In wenigen Monaten soll auch die neue moderne Zufahrtsstraße fertig gestellt sein. John ist im Herzen wohl Biker geblieben. Jedenfalls beweist er nach wie vor ein großes Herz für die Radreise-Community. 


Gut erholt starten wir nach Costa Rica. Nach den armen Verhältnissen in den Ländern Zentralamerikas betreten wir eine andere Welt. Wir sind zurück in der westlichen Welt.  Die Preise erinnern an die Schweiz,  der gestresste aggressive Fahrstil der Autofahrer teilweise an Deutschland, die relaxten freundlichen Menschen an?…Zentralamerika… die tropische Flora und Fauna und die malerische Landschaft an einen Bericht aus dem National Geographic Magazin. Nur einige Kilometer nach der Grenze flitzt eine riesige Tarantel über die Straße.  Voll geil! Auf der Suche nach einem Campingplatz am Abend treffen wir erst eine Horde Brüllaffen, dann verirren wir uns kurz in einem Labyrinth von Pfaden, die zu den Fisch- und Krabbenfanggründen der Locals führen,  im Mangrovenwald. Schließlich finden wir auf dem Bolzplatz des Dorfes den optimalen Zeltplatz. Wir schauen noch kurz beim Fußball zu und werden sogar von den „Nachbarn“ eingeladen bei ihnen Trinkwasser zu holen und zu duschen. Diese Freundlichkeit erfahren wir wiederum in unheimlich vielen Situationen.  Die Preise für Übernachtungen in Costa Rica würden unser Reiseradler – Budget sprengen. Es wird nur noch Gecampt! Wir werden erfindungsreich und finden einen Platz besser als den anderen…Bolzplatz am Mangrovenwald,  Ferienlager einer Kirche in La Fortuna,  Sportplatz mit See und Vulkanblick am Lago di Arenal (übrigens der schönste der Reise! Meine ich.), Hinterhof eines kleinen Ausflugslokals (Muchas gracias Johann und Maria-Elena) an einem Pass in 2000 m Höhe bei 10°C, im Urwald von Guayabo und schließlich am karibischen Strand unter Palmen in Cahuita und Porto Viejo. Das klingt nicht nur super, das ist super! Unterwegs sehen wir das Wildlife, wie Ralf es ankündigte.  Die Regenwälder wirken wie man sie sich aus den Naturdokus im Fernsehen vorgestellt hat. Die Geräuschkulisse ist sagenhaft…Brüllaffen,  Papageien, andere Vögel;  die Farbenvielfalt unbeschreiblich…schillernd bunte Kolibris, Tucane, und, und, und, knallorange Bäume,  Blühten in allen vorstellbaren Farben. 

Unsere Route führt von der Grenze zunächst weiter an der Pazifik Küste nach Süden.  Das ist uns nach kurzer Zeit erstens zu flach, auf der relativ dicht befahrenen Straße im weiteren Verlauf zweitens zu stressig. Also landen wir recht bald wieder auf Schotterpisten im Hochland. Weiterer Vorteil: angenehm kühle Nächte und keine Mücken. Kreuz und quer arbeiten wir uns durch Nationalparks und an Vulkanen vorbei auf die karibische Seite Costa Ricas.  Für mich sind da Streckenabschnitte dabei, die in meiner persönlichen Liste der Reisehighlights ganz oben dabei sind. Ganz besonders werde ich mich an die Südroute an der Laguna Arenal erinnern. Das kann man in Worten und Bilder  nicht wiedergeben.  Die Sonne stand genau richtig. Das Licht golden. Auf der abgelegenen Schotterstraße ist kaum Verkehr. In den Gipfeln chillen die Brüllaffen.  Die tiefgrünen Wiesen der wenigen Farmen leuchten satt. Die paar wenigen Kühe, die sich jeweils eine der riesigen Flächen teilen, sind sich sicher nicht ihres Glücks bewußt. Ein Tuci flattert über unsere Köpfe hinweg. Cooler Vogel! Ein Schwarm Pelikane schwebt über den nahen See. Im Hintergrund steht gewaltig in perfekter Vulkansilhouette der Arenal und spiegelt sich im ruhigen Wasser des scheinbar völlig von Regenwald umgebenen Sees. Mehrfach müssen wir teils mehr als knietief Flüsse durchqueren. Alles erscheint wie der perfekte Radreisetag.  Ich mache kaum Bilder. Es gibt Situationen die einfach nicht im Bild festzuhalten sind.



Trotz aller Radfahrer-Romantik soll meine blumige Beschreibung nicht über die anstrengende Seite hinwegtäuschen. 7 Tage im Sattel,  Anstiege die unmöglich zu fahren sind, grober Schotter, enge dicht befahrene Straßen im Ballungsgebiet um San José, Höhenmeter und Hitze fordern ihren Tribut. Wir sind reif für eine weitere Pause. Die gönnen wir uns am sagenhaften Karibikstrand. In Siquirres verlassen wir das Hochland. Auf der flachen Strecke sammeln wir rasch Kilometer.  Daran wird sich bis Panama nicht mehr viel ändern.  Wir sind gut in der Zeit. Also bleiben wir erneut etwas länger und genießen den Backpacker-Surfer-Reggae-Karibik-Lifestyle in Cahuita und Porto Viejo.  Die Strände sind traumhaft… Kokospalmen,  Sandstrand, Riff, Wellen und Surfer. Die Stimmung mehr als relaxt. In den hohen Gipfeln der Bäume im nahen Wald hängen die Faultieren ab und lassen sich weder von wilden Affen-Horden noch von den Menschen stören. Ich könnte stundenlang zuschauen! 


So Leute! Der Finale Teil der Reise wird uns ab morgen durch Panama führen. Was uns dort erwarten wird, könnt ihr im nächsten Beitrag lesen. Bis dahin…eine gute Zeit,  viel Spaß beim Lesen, Bilder schauen, Kopfkino genießen, Reisepläne schmieden, … Hasta luego! 

Noch eine kleine Anmerkung!  In der aktuellen Ausgabe des „World of MtbMagazin (03/2017) kann man mehr über das Thema Abenteuer Biking erfahren und findet auch eine Reportage über Ralf, Kimme und mich! Viel Spaß beim Schmökern 😉 Erhältlich ist das tolle MAGAZIN in allen gut sortierten Zeitschriften-Läden (z.B.  Thalia) oder unter www.worldofmtb.de .

HONDURAS & NICARAGUA – off the beaten track! 

¡Hola Amigos! 

Seid ihr gut ins neue Jahr gekommen?  Welchen Vorsätzen habt ihr euch gestellt? Haltet ihr sie noch ein? Ralf, Kimme und ich sind uns einig…Keine Vorsätze! Wieso auch?! Mehr als zufrieden kann man nicht sein. Und dafür benötigen wir aktuell nicht viel: Ein Bike, schöne Landschaft,  ein Ziel vor Augen und 4x am Tag essen. Naja…In meinem Fall…Um ganz ehrlich zu sein… noch meine Franzi an meiner Seite! Dann wäre alles perfekt! 
Seitdem wir El Salvador verlassen haben,  ist wieder einiges geschehen.  Wir haben Honduras durchquert und die Hälfte von Nicaragua. Die Strecken sind abenteuerlicher geworden.  Die Höhenmeter lassen keinen Zweifel an der Intensität der Strecke aufkommen. Der Durchschnitt liegt aktuell bei etwa 2000 hm auf 100 km…und das bei SchotterStraßen, Flußdurchquerungen,  steilen Anstiegen und holprigen Abfahrten. Das Material,  die mentale Stärke und die Freundschaft werden auf die Probe gestellt. Nur das Material hat Schwäche gezeigt! Doch dazu später mehr…

El Salvador verlassen wir nach Norden.Wir machen einen kleinen Abstecher zurück nach Guatemala und überqueren schließlich die Grenze nach Honduras in El Florido. DAS touristische Highlight des Landes liegt direkt hinterher Grenze: Die Maya Ruinen von Copan. Erst recht spät am Nachmittag erreichen wir den kleinen Ort Copan Ruinas nahe der historischen Ausgrabungen.  Wir stressen uns nicht und verbringen den Rest des Tages im netten Örtchen.  Der in Zentralamerika stets präsente Kolonialstil der historischen Ortszentren hat Charme. Die bunten Fassaden,  alte Holztore,  rostige Schlösser davor und auch die eigentlich ungewollten Grünpflanzen im halb zerfallenen Dach geben dem gesamten Ensemble das gewisse Etwas.  Die gepflasterten Straßen scheinen noch von den Mayas selbst zu stammen. Es rumpelt und rüttelt beim drüber fahren, wie auf Dresdens Prachtstrassen nach der Wende. Der Ruhestörung wird mit lauter Musik und gelegentlichen Hupen entgegen gewirkt. Auch Feuerwerk und laut krächzende Hähne sind super um bisl von der langweiligen Stille abzulenken, die eventuell eintreten könnte. In Zentralamerika ist jedenfalls immer was los.

Am folgenden Morgen stellt sich heraus,  dass unsere Entscheidung genau richtig war. Trotz der Tatsache,  dass wir als Kulturbanausen die historisch bedeutenden Anlagen nur oberflächlich erkunden,  benötigen wir heute ganze drei Stunden.  Das hätten wir am Vortag nicht mehr geschafft. Die Ruinen sind zum Teil noch vom Urwald überwuchert,  zum anderen Teil aufwendig frei gelegt worden. Es fühlt sich an wie bei Indiana Jones. Als Frühaufsteher können wir die Pyramiden,  Ballspielplätze,  Tempel,  Wohnhäuser u.s.w. relativ ungestört von anderen Besuchern erkunden. Ich glaube die Bilder sagen mehr als Worte aus…

Am Nachmittag wird nicht gefaulenzt. Nur wenige Kilometer nach den Ruinen verlassen wir die Hauptstraße und zweigen wie üblich recht bald auf eine Schotterstraße ab. Karla, die lokale rasende Reporterin mit ihrem Kameramann passt uns noch kurz vorher ab und möchte ein Interview machen. Mit dem Moped ziehen sie an uns vorbei und schneiden uns den Weg ab. Ralf als Fremdsprachenbegabtester und Mitteilungsbedürftigster übernimmt die gruppeninterne Pressestelle. Er macht einen super Job! Kurz darauf finden wir uns in einem unglaublich steilen Anstieg wieder. Kaffee Plantagen säumen den Weg. Die Region wirkt sehr arm. Wir sehen Kinder in den Feldern arbeiten und mit Beginn der Dämmerung treffen wir mehr und mehr Pick-ups die sicherlich 20…30 Personen auf den Ladeflächen in die naheliegenden Siedlungen zu ihren ärmlichen Häusern und Höfen bringen.  Und doch wirkt alles friedlich und harmonisch. Das Bergland leuchtet tiefgrün im flachen gelborangen Lichtschein. Wir sind sehr spät dran, um einen Zeltplatz zu finden.  An einem relativ wohlhabend wirkenden Hof mit Trockenplatz und Kaffeemühle füllen wir unsere Wasservorräte auf. Marco, scheinbar das Familienoberhaupt, bietet uns Kaffee an. Sogar ein Stück Kuchen gibt es dazu! Solche Gesten sind sind auf unserer Reise oft Highlights eines Tages. Die Menschen sind sind trotz oder gerade wegen ihres einfachen Lebens unheimlich herzlich. Der Kaffee ist hervorragend.  Er schmeckt fast etwas cremig und hat eine leichte Schokoladennote.  Marco meint hinter der nächsten kurzen Steigung geht es nur abwärts und dort finden wir auch einen gutes Camp…nach gefühlt 5 weiteren Anstiegen und keiner unbesiedelten Fläche rückt die  Dunkelheit näher.  Wir fragen eine Familie,  ob wir in ihrem Grundstück die Zelte aufbauen können. Juan bietet uns sogar an in seiner ärmlichen Hütte zu übernachten. Wir willigen ein. Und fühlen uns kurz darauf sehr betroffen! Gern wären wir weitergefahren. Doch es ist schon dunkel. Juan lebt mit einer Frau und vier Kindern in einer kleinen Hütte.  Sie besteht aus 3 Räumen.  Der erste ist die Küche. Ein selbst geformter LehmOfen steht in  einer Ecke und wird mit ein paar dürren Ästen befeuert. Daneben steht eine einfache gemauerte Spüle.  Wasseranschluss gibt es jedoch nicht.  Strom ebenfalls nicht. Im schwachen schummrigen Licht einer mit Petroleum gefüllten Flasche, die über einen Stofffetzen zum Leuchten gebracht wird, erkannt man gerade noch so den Rest der Einrichtung. Auf drei morschen Regalböden stehen alle Habseligkeiten der Familie.  Ein paar Schüsseln,  Teller, ein Sack Maismehl für die Tortillas. Wir kochen für die ganze Familie. Allein das Verwenden unserer Headlights verursacht schon ein unangenehm merkwürdiges Gefühl von immensen Reichtum. Die selbstlose Art uns trotzdem einen Platz zum Übernachten anzubieten, überwältigt uns (auch wenn wir die vertrockneten Bananenschalen und paar Kakerlaken still ignorieren). Der mittlere Raum steht uns zur Verfügung.  Er ist fast leer und dient normalerweise als Schlafraum für den ältesten Sohn und die Hühner. Heute schlafen alle im dritten Raum.  Dort stehen zwei Betten….wenn man die Pritschen überhaupt so bezeichnen kann.  Die vier Jungs schlafen in einem Bett,  Mama und Papa im anderen. Auf dem Boden schlafen nachts die Hühner. Im Morgengrauen brechen wir auf. Den Wecker brauchten wir nicht. Der Hahn eröffnet den Tag mit lautem Kikeriki und nur Sekunden später schießen an unseren Köpfen Küken und Hennen vorbei ins Freie. Juan entzündet den Ofen.  Wir packen rasch zusammen, bedanken uns und verabschieden uns. Gefrühstückt wird heute erst unterwegs. Obwohl wir täglich die materielle Armut der Menschen hier gesehen haben, ist uns die letzte Nacht doch sehr nahe gegangen. Wir sehen die Lebensumstände noch deutlicher und kritischer.  Ein Gefühl von Machtlosigkeit paart sich mit Wut über die Ausbeutung der Leute durch profitgierige Konzerne und einem schechten Gewissen diese sogar zu unterstützen, indem man zum Beispiel billigen Kaffee trinkt. Ein Hupen reißt mich aus dem Gedanken.  Ein Jeep mit etwa 25 Arbeitern auf der Ladefläche will vorbei, während ich im Zickzack den Berg hoch kurbel. Lachend und Scherzend schauen die Kinder mit freundlichen interessieren Augen zu mir herunter. Mit den Körben und Macheten sind sie sicher nicht auf dem Weg zur Schule.


Honduras ist grün.  Richtig grün!  Bis zum Lago Yojoa bleibt es abenteuerlich, die Anstiege steil und die Landschaft spannend. Am See legen wir einen Pausentag ein. Bobby, ein Amerikaner der im Rahmen einer Friedensmission in Honduras hängen geblieben ist, hat sich nahe Pena Blanca ein kleines Business aufgebaut. Neben Lodges und Campingplätzen bietet er auch selbstgebrautes Bier aus der eigenen Micro-Brewery an. Die Anlage ist super! Eine tropische Oase mit Zitrusbäumen,  Palmen, Bananenstauden und allerlei anderen Gewächsen. Zahllose Kolibris schwirren in den Bäumen umher. Man könnte den dunkelblau-petrol farbigen,  leuchtend grünen und rot schimmernden Flugkünstlern stundenlang zuschauen. Das Bier aus D&D’s Brewery ist übrigens auch nicht schlecht; ) 

Den Pausentag nutzen wir zum…was meint ihr?!…Natürlich in erster Linie Essen! Doch die Gegend ist zu schön um nur im Camp abzuhängen. Nur wenige hundert Meter entfernt liegt ein Kanal der zum sonst recht dicht zugewachsenen See führt. Die Kajaks sind ordentlich und wir paddeln für ein paar Stunden hinaus auf den Lago Yojoa.  Dichtes Schilf säumt den Kanal. Danach öffnet sich die Wasserfläche. Im Hintergrund bis über 2700 m hohe Berge. Der dichte Dschungel reicht bis ans Wasser. Lianen und Schlingpflanzen hängen von den Bäumen. Echsen klettern in Ufernähe auf den aufgewärmt Vulkangestein herum. Um den See sollen etwa 400 Vogelarten leben. Die schneeweißen Reiher sind die auffälligsten. 


Schon die letzten Tage hat sich mehr und mehr abgezeichnet, dass ich wohl  ein kleineres stetig wachsendes technisches Problem bekommen werde. Die Lager am hinteren Laufrad sind hin. Anfangs meine ich, dass wird schon noch gehen bis nach Panama. Die Meinung ändere ich schnell, als das Hinterrad beginnt bei jeder Trittbewegung hin und her zu kippen und schließlich so viel Spiel bekommt,  dass der Freilauf nicht mehr funktioniert. In jeder Abfahrt muss ich nun mittreten,  um weitere Defekte zu vermeiden. Anstrengend am ersten Tag. Nervig dazu am zweiten. Am dritten macht das Fahrrad fahren keinen wirklichen Spaß mehr. An diesem Tag sind wir schon auf dem Weg nach Tegucigalpa der Hauptstadt und einzige Möglichkeit eine Fahrradwerkstatt zu finden,  die die richtigen Lager hat. Unterwegs machen wir noch die Bekanntschaft mit Alfredo, seiner Frau Reynata und Tochter Daisy. Eigentlich wollten wir nur kurz Wasser auffüllen und eine Papaya kaufen. Wir kommen kurz ins Gespräch und schon werden wir eingeladen im weitläufigen Gelände zu campen.  Unter dem MaracujaBaum liegen zahllose Früchte.  Wir dürfen alle haben.  Auch Bananen und andere Früchte.  Alfredo hat 21 Jahre in California gelebt und später in der Hauptstadt.  Dort wurde es ihm und seiner Familie zu unruhig aufrund der Situation mit den kriminellen Gangs. Nun verbringen sie seit 2Jahren die meiste Zeit auf der Farm und bauen Obst an und züchten Fische. Die kleine Bar zur Straße bietet ein kleines Zubrot…und uns schonwieder ein Bier. Für die Feier des Tages gönnen wir uns das und irgendwie müssen wir uns ja erkenntlich zeigen. Wir hatten nicht mehr mit solch einer Situation gerechnet. Im letzten Ort konnten wir außer Pasta und Ketchup nichts finden. Sonntag halt! Über die Pasta hatten sich schon ausgehungerte Kornkäfer hergemacht. Als überzeugte Vegetarier ne arge Sysiphusarbeit, um die ganzen kleinen Viecher  aus dem Essen rauszuklauben. 

In Tegucigalpa peilen wir sofort eine vorher im Internet ermittelte Werkstatt an und haben Glück!  In dem Moment als wir ankommen, beginnt ein Regenguss.  Ein schöner Regenbogen bildet sich über der sonst weniger schon wirkenden Stadt.  Der Laden ist geschlossen.  Doch Samstag abend treffen sich hier einige BikeVerrückte. Zwei Biker stehen bereits vor der Türe und warten.  Es werden die Sonntagsausfahrten besprochen und gemeinsam an den Rädern gebastelt. Wir warten kurz bis der Bike Shop öffnet.  Der Chef-Mechaniker wird von seinen Freunden Bruja genannt. Das heißt Hexe. Er hat Zauberkräfte oder zumindest hat er Improvisationstalent! Bis er kommt, lässt mich der Ladeninhaber schonmal das Laufrad zerlegen und die Lager demontieren. Aus einer Schachtel zaubert Bruja schließlich ein Satz gebrauchter aber gänger Industrielager. Die weitere Reise ist gerettet!  



Am folgenden Tag sind wir bereits wieder on the road…bzw. dirt road. In Los Manos überqueren wir die Grenze nach Nicaragua. Die Strecke führt auf abenteuerlichen Routen durch das Bergland,  nach wie vor prägen Kaffeeplantagen die Landwirtschaft. Die SchotterStraßen werden schmaler und steiler. Auf der Karte von Reise Know How sind Straßen verzeichnet, die nicht existieren. Leider erwischen wir diesmal eine die tatsächlich keine Alternative zulässt.  Wir müssen etwa 3 h zurück, Überqueren eine Hängebrücke, schieben durchs Flussbett, hieven die Bikes über Stacheldrahtzäune und stellen fest, dass wir wieder falsch sind. Okay…dritter Versuch…wenige Kilometer weiter durchqueren wir schließlich den Fluß durch eine Furt und sind endlich wieder auf der richtigen Route. Noch zwei Tage und wir sind in Granada am Lago de Nicaragua.  Wir freuen uns auf den Pausentag. Die letzten acht Tage im Sattel haben es in sich gehabt. Wir lassen trotzdem keine Gelegenheit aus von den befestigten Strecke abzuzweigen und statt schön asphaltierter Straßen die gröbsten Waschbrettpisten zu nutzen. Manchmal fragt man sich schon warum… doch nach nur wenigen Kilometern auf einer Hauptstraße mit lauten Autos, Abgasen, wenig Ausblick und Stress sind wir uns jedesmal schnell wieder einig diese zu verlassen. Bis Panama wird sich daran nicht viel ändern. 


25 Tage bleiben Kimme und mir noch. Ralf werden wir an den San Blas Islands aussetzen. Entweder schwimmt er mit dem Bike im Schlepptau, nimmt ein Kanu oder setzt mit einer Yacht über…jedenfalls werden sich dort unsere Wege trennen. Leider kann ich bei diesem Abenteuer nicht mehr dabei sein (hin und her gerissen zwischen Sehnsucht nach meiner Franzi,  Schnee und Bergen und dem Neid ihm dieses Abenteuer allein zu überlassen). Die Zeit wird zu eng….Franzi sagte mir zum Abschied die gefährlichen Dinge soll ich nur mit ihr machen.  Also bleibt der Plan irgendwann das Darjen Gap zwischen Panama und Kolumbien, wo es noch keine durchgehende Landverbindung gibt, mit dem Pakraft zu überqueren oder einem Tretboot… um den Stil zu wahren 😉

Ich wünsche euch eine gute Zeit! Allen denen die noch an ihren Vorsätzen für das neue Jahr festhalten und sie noch nicht gebrochen haben…Bleibt taper! Bis die Tage…Hasta luego und Kette Rechts! 

Wer die Geschichten nicht glaubt oder einmal DIE Perspektive meines Freundes Ralf aka. Bademeister Rolf lesen möchte,  denen kann ich nur empfehlen dies zu tun. UNBEDINGT! Sehr schön geschrieben! Hier der Link: http://ralfdiersch1.wixsite.com/bademeisterontour/

Viel Spaß beim Lesen und Bilder schauen! 

 Euer Holger. 

      Tres Amigos. 

      Buenos Dias muchachos! 

      Wahrscheinlich seid ihr grad noch übelst damit beschäftigt all das zu organisieren was übers Jahr liegenbleiben ist. Gebt Gas…der Countdown läuft! Oder hier mein ultimativer Tipp!  Lasst’s liegen! Das erledigt sich im neuen Jahr wie von selbst… Lest meine Blog! Das lenkt ab 😉 Ich werde versuchen mich kurz zu halten und euch nicht unnötig mit Lesearbeit vom Jahresendumtrunk abzuhalten…dafür gibt’s paar mehr Bilder. Viel Spaß dabei!

      Wie Ich euch im letzten Beitrag erzählt habe, ist in Xela unser Freund Kimme (nicht mal von der Mutti,  maximal früher von den Lehrern im harten Ton Thilo genannt) zu unserer Reisegruppe „Amselwade“ dazu gestoßen. Die ersten Tage wurden zum ultimativen Härtetest. Kimme hat sich mit Bravour durchgeboxt. Sein Specialized Avol windet sich und wehrt sich gegen jeden Berg. Doch Kimme kennt keine Gnade. Ralf und ich sind stolz darauf und froh, dass wir nun bis Kolumbien gemeinsam unterwegs sind. 


      Xela verlassen wir mit dem Ziel Lago Atitlan. Der See wird als einer schönsten – im Reiseführer sogar als Der schönste See – Zentralamerikas beschrieben. Ich neige selten zu Superlativen. Wir sind jedenfalls begeistert vom schönen Ausblick auf den von dichten Wald und riesigen Vulkanen umrahmten stahlblauen Gewässer. San Pedro ist ein gemütliches Dorf am See und hat ein tolles Ambiente.  Aufgrund der der unsicheren Campingsituation am Ufer bleiben wir in in einem günstigen Hostel. Am Plaza läuft ein Basketball Spiel zweier Mädels-Mannschaften. Lebhaft geht es am Spielfeldrand zu. Der Markt ist bis lang nach dem Sonnenuntergang gut besucht. Die Basketball Fans werden von Marktfrauen mit allerlei Streetfood versorgt. Wir ebenfalls…Popcorn…Heißes Maisgetränk…Mango…


      Mit dem Sonnenaufgang verlassen wir mit einer Fähre das kleine Nest Richtung Santiago.  Am Seeufer entlang geht es auf und ab Richtung Antigua. Die Landschaft ist geprägt von vielfältiger Landschaft…Kaffeeplantagen,  Bananen, Avocadobäume und natürlich Mais und Zuckerrohr. Immer wieder bieten sich tolle Blicke auf den See. 

      In Antigua Guatemala werden wir von Julian empfangen. Der ebenfalls BikeVerrückte Amerikaner aus Philadelphia bietet über die Radreiseplattform Warmshowers.org Leuten wie uns eine Unterkunft und hilfreiche Informationen zur Region.  Julian ist 29, ehemaliger Fahrradkurrier und leidenschaftlicher Musiker. Diese Leidenschaft finanziert ihm seinen Lebensunterhalt in Antigua. In seiner WG wohnt weiterhin Margaux und zwei Gautemalteken die Kaffee vertreiben. Unsere Themen…Natürlich Essen! Punkrock. Radreisen. Julians Augen leuchten, wenn er erzählt. Man spürt seine ehrliche unverfälschte Freude über das was er tut. Wir fühlen uns sofort Wohl als seine Gäste. Antigua hat einen Flair der zum Verweilen inspiriert. Alte Kolonialbauten, die Art wie das Licht der Sonne in  den Gassen  reflektiert wird und die hoch aufragenden Vulkane, die bedrohlich faszinierend die Stadt überragen, machen diesen FLAIR aus. Die Spanier haben aufrund der vulkanischen Bedrohung im Mittelalter die Hauptstadt von hier nach Guatemala City verlagert. Somit fiel Antigua über hunderte Jahre in eine DornröschenSchlaf und blieb so konserviert bis zur touristischen Wiederentdeckung.  

      Unser Highlight der Woche ist die Besteigung des Vulkans Acatenango.  Dieser wiederum ist nicht DAS eigentliche Ziel sondern der Blick auf den wachsenden ständig grollenden Zwillingsberg El Fuego. Der Vulkan ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. Ständig steht eine Rauchsäule über dem Gipfel, heiße Lava läuft den Hang hinab, Eruptionen lassen die Bevölkerung um den Berg stets aufmerksam die Situation beobachten.  Den Aufstieg machen wir aus glücklichen Zufall am 1. Weihnachtsfeiertag. Es fahren kaum Chicken Buses,  Geschäfte sind geschlossen und auch die geführten Touren zum Gipfel finden nicht statt. So haben wir unsere Ruhe am sonst recht gut besuchten Acatenango. Per Anhalter kommen wir zum Trailbeginn. Der Anstieg ist so direkt wie nur möglich.  Schnell machen wir Höhenmeter und tauchen ziemlich schnell in den Wolken ein, die den Gipfel umschließen.  Es wird kälter und kälter. Die Sicht im Nebel beträgt kaum zehn Meter.  Sturmwind peitscht.  Eine kroteske Situation, wenn man sich überlegt das man nur 5 km Luftlinie entfernt bei 30°C schwitzend jedes Schattenplätzchen sucht. Unseren Plan am Gipfel zu zelten, gebe wir spontan auf.  Man kann sich kaum auf den Beinen halten. 300 Höhenmeter tiefer liegt ein malerisch gelegener Campspot mit direktem Blick auf den El Fuego. Wie es der Zufall will, reißt in dem Moment als wir abwärts steigen, die Wolkendecke auf.  Ein Magischer Moment! Die Sonne verschwindet langsam am Horizont. Wir bauen die Zelte auf, machen Abendessen und gehen bald schlafen. Der Wind dreht über Nacht.  Heftige Böen reisen an den Zelten.  Bedrohlich biegen sich die Gestänge. Die Zeltplanen drücken uns ins Gesicht. Trotz unruhiger Nacht sind wir 5 Uhr fit für den erneuten Aufstieg zum Gipfel.  Es ist sternenklar. JUHU!!! Der Sonnenaufgang ist unglaublich. Unbeschreiblich! Die Bilder können vielleicht annähernd wiedergeben, wie wir uns gefühlt haben.


      Der Abschied von Antigua und unseren Gastgebern ist herzlich. Unsere nächstes Ziel ist El Salvador.  Der Grenzübertritt ist unproblematisch und trotz Gerüchte über Armut und kriminelle Gangs fühlen wir uns sicher und sehr freundlich behandelt. So nett und freundlich uns Guatemala in Erinnerung bleiben wird, so nett begrüßt uns El Salvador. Heute befinden wir uns in Santa Ana. Wir haben eine  Pausentag eingelegt.  7 Tage sind wir wieder aktiv unterwegs gewesen. Über eine wundervolle teils forderne abenteuerliche Route am Fuße des Vulkans Santa Ana und entlang des Lago Coatepeque haben wir uns nochmal richtig ausgepowert.  Singletrails und steile Schotterwege durch Kaffeeplantagen führten uns zum Schluss bis zu einem traumhaften Ausblick auf den Vulkansee (@Franzi und Fred…fast so schön wie in der Eifel!). 

      Durch Zufall treffen wir im Hostel den Kaffeeplantagen Besitzer Eduardo.  Sein Freund Bruno ist unser Gastgeber.  Wir werden spontan zu einer Kaffeeverkostung eingeladen. Naja…Das ist wie mit Wein…der edelste von allen war definitiv nicht der beste… Eduardo lädt uns ein ihn auf seiner Farm zu besuchen.  Wir sind natürlich dabei. 


      Sorry! Nun habe ich doch wieder weit ausgeholt… hoffentlich hat’s euch nicht gelangweilt?! Ich bin offen für Kritik! Schreibt mir Kommentare. 

      Wen ich noch vor dem Jahreswechsel erreiche, wünsche ich einen guten Rutsch! Allen anderen einen super Start in ein Glückliches Neues Jahr!!! Genießt die Zeit! Bleibt Gesund! Lebt eure Träume!   

      Sportliche Grüße aus El Salvador. Kette rechts! Ride On!  Rock’n’Roll! 

      Holger.

      Steil, Steiler, Guatemala!

      ¡Hola Amigos! 

      Rau und ursprünglich war der Empfang in Guatemala. Doch eins nach dem anderen. St. Christobal verlassen wir wie üblich mit der aufgehenden Sonne.  Der 12.12.ist offenbar der Höhepunkt der sportlichen Prozessionen zu Ehren der Jungfrau von Guadelupe. Schon morgens 4 Uhr laute Böller, Kirchenglocken und Tinitusverursachende Hupkonzerte der festlich verhunzten Fahrzeuge. Vor oder nach dem hupenden Begleitfahrezeug läuft meist einer oder mehrere Läufer mit einer Fackel, die wie bei einem Staffellauf weitergereicht wird. Religion ist eine ernste Sache. Spaß haben rein gefühlsmäßig die wenigsten Teilnehmer. Mit ernster Miene geht es nach St. Christobal. Der Lärm ebbt erst ab als wir wieder auf kleine abgelegen Holperstrecken abzweigen. Es mag an der mentalen Anspannung gelegen haben, gerüchteweise an den unbarmherzig brachialen Kräften die Ralf in zwei Tagen Pause durch die sagenhaft riesigen Mengen Essen gesammelt hat oder schlichtweg an Zeit, Korrosion und 50000 Kilometern in Wind und Wetter…und dem fehlenden Drehmomentgefühl in den Fingern. Jedenfalls rupft er sich den halben Lenker mitsamt des Hirschgeweihs ab. Die Empörung über das Versagens dieses überaus wertvollen Stückes Ingenieurskunst für 23 Euro Fuffzig legt sich schon nach kurzer Zeit. Als wir für umgerechnet 1,50 € schon im nächsten Ort einen neuen bekommen ist die Welt wieder in Ordnung… und von einer Kundenkritik beim Hersteller wird abgesehen. Schon am Abend ziehen mehr und mehr Wolken auf. In der Nacht beginnt der Regen. Leider haben wir wie üblich nur das Innenzelt aufgebaut. Schlaftrunken werfen wir das Außenzelt über das natürlich nicht wasserabweisende Innenzelt und schlafen weiter. Gnädigerweise lässt uns der Wettergott noch im trockenen unser Müsli löffeln bevor es richtig beginnt zu gießen. Zum ersten Mal zahlt es sich aus die Regenklamotten mit durch die Weltgeschichte zu fahren. Leider ist damit unser Tagesplan hinfällig an den trotz grauen Regenwetter azurblau leuchtenden Lagunas de Montebello einen kurzen Badestop einzulegen. Spätherbstliche Temperaturen lassen uns schon beim Gedanken schaudern nackig am Ufer herumzuhüpfen. Also lieber noch bisl weiter Fahrrad fahren. Das hält warm! 


      Ausreisestempel auf mexikanischer Seite, eine steile Rampe mit 20 % Steigung bis zur Grenze, in der Baracke der Zollbehörde von Gracias de Dios den Einreisestempel abgeholt, fertig. Wir sind Guatemala.Eine raue Brise bläst uns entgegen. Die Anstiege werden länger. Wir tauchen in die Wolken ein. Nebel umschließt schlichtweg alles. Die Sicht beträgt kaum mehr als 15 m. Der Asphalt endet abrupt in einer steilen glitschigen Schotterpassage. Vor uns versuchen mehrere Leute einen Pick-up mit Steinen zu beladen um Traktion auf die Antriebsachse zu bekommen. Vergeblich bei dem nassen, schlammig-schmierigen Untergrund. Wir ziehen souverän vorbei. Später überholt uns die arme bis ans Limit gequälte Maschine laut brüllend und verschwindet wie ein Schatten wieder im dichten Nebel. Überhaupt hören wir fast nur Geräusche…krächzende Vögel, grunzende Schweine, glucksende Puten und gaggernde Hühner, das Schmatzen der Reifen im Schlamm. Wir fahren durch ein Dorf. Man erkennt man nur Umrisse von Gebäude und Menschen. Gespenstige Stimmung. Hitchcock lässt grüßen. Glücklicherweise finden wir hinter dem Dorf einen guten Zeltplatz. Am nächsten Morgen strahlt die Sonne. Unser Camp war perfekt in einem Taltrichter versteckt. Nach einer kurzen Abfahrt gelangen wir in ein wundervoll gelegenes Dorf. Die langsam steigenden Sonne lässt Dunst von den Häusern aufsteigen. Farbenfroh gestrichen und mit viel Hingabe für die ärmlichen Verhältnissen aufwendig verziert wirken sie. Die Maya Kultur scheint hier noch etwas tiefer verankert zu sein als wir es später im Rest von Guatemala erleben werden. Auch tragen vor allem die Frauen die traditionelle Bekleidung aus bunt gewebten Stoffen. Das ganze Bild wirkt malerisch. Der Anstieg hinter dem Dorf dagegen wirkt wie ein schlechter Scherz. Die Motorbremse der entgegenkommenden Fahrzeuge brüllt. Im Schneckentempo kriechen andere den Hang hinauf. Nicht zu fassen, daß sie das überhaupt schaffen. Auch wir sind im kleinsten Gang und winden uns Meter für Meter in Schlangenlinien nach oben. 1700 Höhenmeter beträgt der Anstieg durch die Regenwaldartige bewachsenen Hänge bis auf über 3200 m. Bis auf den letzten schmalen Grat und den steilsten Abhang ist die Landschaft von den Menschen geprägt.  Maisfelder,  Gemüsebau,  Forstwirtschaft in den weitläufigen Kiefernwäldern. Kalt weht der Wind auf dieser Höhe. In San Marco Ixtatan beginnt es zu Regnen. Richtig zu regnen!… Und hört die kommenden zwei Tage nicht mehr auf. Wir entscheiden uns ein Zimmer im Ort zu nehmen. Der folgende Anstieg beträgt nochmals weit über 1000 Höhenmeter. Bei dem Wetter und der bereits fortgeschrittenen Stunde wäre es totaler Quatsch weiterzufahren.  Wir können uns die Zeit gut vertreiben….Markt besuchen, Leckeres Obst und Gemüse kaufen, Kochen und genießen 😉 Die Locals wundern sich über unsere Erscheinung. 


      Lautes Hupen, aufgeregtes Rufen, Motorenlärm – fünf Uhr ist im Hochland bereits Markt. Menschen kommen von überall aus der Umgebung mit den knallbunten „Chicken Buses“ an. Die gehören zum alltäglichen Bild in Guatemala. Gnadenlos überladen und vollgestopft mit Menschen  Tieren und allen möglichen was von A nach B gebracht werden muss, sind diese alten Mercedes- oder US School-Busse das Hauptverkehrsmittel des Landes. Das Busterminal befindet sich unter unserem Hotelzimmer. Das laute Spritzen und Klatschen beim Durchfahren der riesigen Pfützen verheißt nichts gutes… In Regenkleidung erklimmen wir den nächsten Berg, rollen zum Glück auf Asphalt ins Tal nach Soloma und bleiben wiederum durchnässt und fröstelnd in der interessanten Kleinstadt. 3400 m hoch liegt der Pass am kommenden Tag, der noch Huehuetenango führt.  Wieder nur eine halbe Etappe….frustrierend…doch  nur kurz…denn es gibt einen tollen Markt 😉 Am nächsten Morgen Sonne! Ole! Wir sehen etwas von der beeindruckenden Landschaft… Lichte Kiefernwalder, im Sonnenlicht golden leuchtende Haferfelder,  Mais, riesige Agaven…bevor es in einen endlosen Downhill nach Huehuetenango hinab geht. 

      Die Ruinen von Zaculeu lassen wir Links liegen.  In den späten 40 er Jahren hat man versucht diese mit Beton nachzubilden und dabei ordentlich verhunzt. Der Eintrittsgeld erscheint uns unangemessen,  weshalb wir es vorziehen durchs Hochland weiter Richtung Tajamulco, dem höchsten Berg Zentralamerikas zu fahren. Auf dem Weg erlangen wir die harte Gewissheit,  dass es unserer Meinung nach kein Land mit steileren Straßen gibt! Doch keine noch so steile Rampe kann uns zurück halten! Der Vulkan Tajamulco (4220 m) erwartet uns und hat noch ganz andere Steigungen zu bieten. Nebenbei geraten wir noch in ein Profiradrennen und lassen uns von der jubelnden Menge an der Strecke mitfeiern.


      Wir haben das Gerücht gehört man könne bis zum Gipfel des Tajamulco mit dem Bike aufsteigen. Also probieren wir es! Eine alte Kopfsteinpflaster Straße führt bis auf 3500 m. Danach wird schnell klar,  dass uns die Räder auf dieser Route nur hinderlich sein werden. Wir verstecken sie gut und klettern querfeldein zum Gipfel. Leider ist es relativ wolkig.  Trotzdem bieten sich tolle Blicke. Unter anderem auf den Vulkan Santa Maria nahe Quetzaltenango.  Schöner Berg…nächstes Ziel 😉 Beim Abstieg entdecken wir die Route ins Dorf Tajamulco,  die von den geführten Gruppen genommen wird. Den hätte man sicher gut mit dem Mtb fahren können!  Leider falsche Richtung und ungeeignetes Material dabei. Müll und Unrat versaut etwas das sonst so idyllische Bild der offiziellen Hauptroute.  Wir sind froh die, wenngleich anstrengendere, dafür aber unverfälschtere Route genommen zu haben.


      Nur eine halbe Tagesetappe entfernt erreichen wir Quetzaltenango,  dass umgangssprachlich nur Xela genannt wird. Die zweitgrößte Stadt des Landes ist ein Provinznest,  was überhaupt nicht abwertend gemeint ist! Unser  Freund Kimme wird hier zu uns stoßen. Leider befindet er sich noch auf einer Bus – Odyssee von Cancun über Belize und Guatemala City hierher. Wir nutzen die Gelegenheit für etwas Regeneration nach 8 Tagen im Sattel und besteigen natürlich noch den Vulkan Santa Maria (3772 m). Als 3 er Team werden ab morgen Ralf, Kimme und ich bis Kolumbien weiterreisen. Bereits vor zwei Jahren haben wir ne super Zeit verbracht,  als wir gemeinsam von Lima (Peru) nach La Paz (Bolivien) geradelt sind. 


      Euch zu Hause und in der Welt wünsche ich ebenfalls eine gute Zeit! Genießt die Weihnachtsfeiertage, das gute Essen, die Zeit mit der Familie und Freunden! Bis die Tage….Hasta luego! ?..Und Kette rechts!

      Mexicos Süden – Oaxaca & Chiapas

      ¡Hola Amigos! 

      Eine weitere aufregende Etappe durch den Süden Mexicos liegt hinter Ralf und mir. In meiner Vorstellung von Mexikos Landschaft,  geprägt von wilden ItaloWestern mit Bud Spencer und Terence Hill, hätten wir in zerrupften Klamotten durch glutheisse Wüste mit Kakteen und Fliegenschwärmen strampeln müssen….der Schweiß in Strömen fließend …besonders beim Verzehr von Bohnen mit Chili am Lagerfeuer…und beim lautstarken Rülpsen und Furzen (der Bohnen wegen)…hätten wir auch immerwieder mal eine paar Fliegen den Garaus gemacht… Doch die Realität sieht – wen überrascht’s? – ganz anders aus! Okay…ein paar Sachen stimmen…darauf gehe ich nicht nicht näher ein… Aber! Mexico ist unglaublich abwechslungsreich. Natürlich gibt es die typische Wüste mit den riesigen Kakteen.  Doch eher selten auf unserer Route.  In den Bergen durchfahren wir tropische Regenwälder. Aus dem Nichts stürzen Wasserfälle in die tiefen Schluchten. Schier endlos Anstiege führen durch Pinienwälder und entlang unglaublich steiler Maisfelder, die dem Wald abgerungen worden sind. Vereinzelt liegen kleine Dörfer an die Bergrücken angeschmiegt oder im Flußtal, aufgezogen wie an einer Perlenkette. Und plötzlich Szenenwechsel. Ein langer Downhill oder schlichtweg nur die andere Seite des Berges und wir stehen in einer neue Landschaft. Statt schattiger Wälder brennt die Sonne unerbittlich.  Außer den dürren Ästen der alles überwuchernden Dornenbüsche und einzelner Kakteen kein schattiges Plätzchen. So dünn sind wir trotz eines durchschnittlichen Tagespensums von etwa 100 Kilometern und über 1000 Höhenmetern noch nicht geworden, dass wir uns da verstecken könnten 😉 Also weiter bei über 40°C. Kein Tag ist langweilig!  Und wenn es nicht die die Highlights an der Strecke sind, so freuen wir uns zumindest über jede folgende Mahlzeit…


        Von Oaxaca sind wir zunächst weiter nach Süden geradelt. Nach ein paar Kilometer auf der Route des Mezcal….Agaven Schnaps! …die Brennereien am Straßenrand kaum zählbar…beginnt nach der touristisch interessanten Stadt Mitla der Anstieg ins Bergland.  Schon bald endet der Straßenbelag. Drei Tage lang nur Schotter- und Lehmpisten! Genial! In den wenigen BergDörfern indigene Bevölkerung in traditioneller Kleidung. Meist skptisch, aber nie unfreundlich werden wir Exoten zur Kenntnis genommen. Alles was wir benötigen finden wir in den kleinen Tiendas.  Freundlich hilft man uns, wenn der Weg unklar ist. Woher kommt ihr? Wohin geht ihr? Am  Tag treffen wir kaum mehr als 10 Autos. Am Ende der kleinen Offroad Tour stehen „nur“ 250 Kilometer aber fast 6000 Höhenmeter auf dem Tachometer! Ab Ciudad Ixtepec wird der Schnitt wieder angeglichen. Auf einer gut ausgebauten Straße Radeln wir von 200 m Meereshöhe wieder ins Hochland von St. Christobal de Las Casas auf etwa 2500 m.

        Die Highlights unterwegs: Die Cascada El Aquacero!  Wunderschöne Wasserfälle in einem beeindruckenden Canyon. 700 Stufen führen von unserem exklusiven Camp zu den besten Duschen der Reise. Schaut selbst….die Bilder sprechen für sich!

        Zweites Highlight: Der Canon de Simidero.  Zwischen Tuxtla und Chiapas de Corza liegt der Rio Grijalva.  Dieser wurde mit einer riesigen Staumauer (261 m hoch)zu einem See aufgestaut. Dieser füllt seit den 80 er Jahren den Canyon. Wie in einem tropischen Fjord kommt man sich vor. Die Wände erreichen bis zu 1000m Höhe.  Beeindruckt bestaunen wir das Naturerlebnis vom Boot aus. Leider haben wir die Schwimmflügel vergessen,  sonst wären wir die 32 Kilometer durch den Canyon geschwommen 😉 Die Krokodile….heißen in spanisch übrigens Cocodrilos…hätten wir in den Schwitzkasten genommen 🙂

        Den Abend verbringen wir im beschaulichen Chiapas de Corza bevor wir auf 70 Kilometern bis zu unserem wohlverdienten – meinen wir! –  Pausentag in St. Christobal nochmal 2200 Höhenmeter ohne Unterbrechungen hinauf kurbeln müssen. Das lebhafte Städtchen strotz nur so von Leben. Wir geraten direkt in einen lautstarken Umzug zu Ehren Der Jungfrau von Guadeloupe hinein. Überall knallen Silvesterfeuerwerke und an jeder Ecke spielen Bands. Die traditionellen Mariachi Combos sind die Coolsten!!! Die Stadt ist offensichtlich ein Eldorado für Hippies aus aller Welt. Die Stimmung ist sehr entspannt. Hippies, Mexicaner, die indigene Bevölkerung und Touristen bilden einen angenehmen Mix. Man fühlt sich trotz der Fülle an touristischer Angebote nicht davon bedräng. Als Ruhe liebender Radreisender fühlt man sich da auch mal schnell erschlagen davon…

        Noch zwei Tage bis wir Guatemala erreichen.  Dort wird uns dann in der Weihnachtszeit unser Freund Kimme einholen und bis Kolumbien begleiten!  Fetzt! Euch zu Hause und in der Welt eine gute Zeit, entspannte Adventstage und alle Freuden die damit zusammenhängen! Lässt euch die Plätzchen schmecken… Hasta luego! 

        Bienvenidos MÉXICO! 

        Heute ist der der zweite Tag in Oaxaca.  Ralf und ich haben uns eine Pause vom Radeln und Berge besteigen gegönnt.  
        Seit 11 Tagen sind wir nun gemeinsam unterwegs. In Mexico City haben wir uns getroffen. Bei Christin und ihrer netten Familie hatten wir die Möglichkeit uns zu organisieren und Bademeister-Typisch vollzufressen.  Einen ganzen Tag hatte mein Freund in der Küche unserer Gastgeber verbracht und lecker vegan gekocht! Seeeeehr lecker! Christin ist eine Lehrerin an einer deutschen Schule in Mexico City.  Sie lebt mit ihrem Mann,  der kleinen Frieda und Oma Juanita in einem schönen Viertel außerhalb des Zentrums. Über 1000 Ecken hatte Ralf den Kontakt hergestellt. Nochmals Danke für die super Unterstützung!
        Aus der Stadt hinaus ging es zum ersten touristischen Highlight der Tour. Das Zelt spannen wir direkt vis a vis der Ruinen von Teotihuacan auf.  Am nächsten Morgen erklimmen wir die drittgrößte Pyramide der Welt. Sehr beeindruckt von den historischen Bauwerken verlassen wir das Ballungsgebiet von Mexiko City.  Es geht nach Südosten.  Unser nächstes Ziel: der Paso Cortez. Dieser liegt zwischen dem derzeit aktiven Vulkan Popocatepetl und der Zwillingsschwester Itzaccihual. Der Popo ist aktuell relativ unruhig, weshalb die Zufahrt leider gesperrt ist. Ständig hängt eine Rauchfahne über dem Krater und hin und wieder knallt es auch mal. Solch eine Eruption konnten wir vom Vulkangipfel das Orizaba,  unserem nächsten Ziel beobachten. 
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        Der Pico de Orizaba gilt als höchster Berg Mexikos und 3 . größter Nordamerikas. Über die Höhe ist man sich in der Fachwelt nicht ganz einig. Davon dass der Berg eine imposante Erscheinung gibt und sicher einen super Ausblick bietet, sind sogar die Laien überzeugt. Wir auch! Deshalb müssen wir auch hoch auf diesen Berg. Wie? Leider nicht mit dem Bike. Im Nest Atzitzintla am Fuß des Vulkans bauen wir unser Basecamp auf. Mit 6 Liter Wasser,  dicken Klamotten für eine eisige Nacht vorbereitet und Essen für eine halbe Fussballmannschaft machen wir uns in der Früh des 25.11. mit unseren Wanderrucksäcken auf den Weg zum Gipfel. Am Vorabend konnten wir im Dorf historische Steigeisen und Eispickel besorgen. Mit etwas Improvisationstalent machen wir da Material wieder bergtüchtig. Die Nacht vor der Gipfelb3steigung schlafen wir auf einer Hütte auf 4660 m. Dank eines Zufalls nimmt uns ein Mitarbeiter des Observatoriums für einen Teil des Weges zur Hütte mit seinem Pick up mit. Die letzten 900 Hm steigen wir noch selbst auf. Außer uns niemand da. Leider ändert sich das am späten Abend und wir kommen aufgrund des Trubels in der Hütte nicht so richtig zum Schlaf. 2 Uhr verlassen die unruhigen Gäste endlich die Herberge…bis 3 Uhr wieder die scheppernde Blech Tür aufspringt. Ich werfe die nächsten ungebeten Gäste direkt wieder raus. Unglaublich. Sie gehen sogar.  6.30 Uhr machen wir uns mit der aufgehenden Sonne ebenfalls auf den Weg zum Gipfel. Noch bevor wir diesen erreichen, haben wir die unruhigen Geister der Nacht überholt. Die Luft wird merklich dünn!  Bis etwa 5400 m können wir relativ einfach aufsteigen.  Der Untergrund ist locker, aber mit etwas Aufmerksamkeit technisch nicht anspruchsvoll. Danach folgt eine fest gefrorene Schneepassage bis zum Gipfel. Unser mindestens 50 Jahre altes Equipment funktioniert hervorragen. Das Gipfelerlebnis auf über 5600 m ist unglaublich. Um uns ein Wolkenmeer.  Der erloschen Krater direkt neben dem Gipfelkreuz.  Auch von der Nordseite kommen Bergsteiger. Kopfstand am Gipfel, Eine ordentliche Brotzeit und schon geht es wieder in den Abstieg. 1 h 45 min später sind wir an der völlig überfüllten Hütte. Es ist Wochenende.  Aufstieg hatte uns übrigens knapp 4h gekostet. Wieder haben wir Glück.  Auf der Ladefläche eines Jeeps von Bergführen der Region werden wir mit ins Tal genommen.

        Am Folgetag unserer Wanderung satteln wir wieder die Bikes.  Das nächste Ziel heißt Oaxaca.  Über abgelegene Bergstraßen sind wir weitere drei Tage unterwegs. Die Landschaft ist beeindruckend vielfältig.  Kiefernwälder wechseln sich mit Bergnebelwäldern, eine lange Abfahrt führt fast 2000 Tiefenmeter in eine andere Welt. Glühende Sonne, gigantische Kakteen, verdorrtes Gras und ein paar Stachelsträucher. Menschen treffen wir nur wenige. Kurz vor einem Anstieg aus der Schlucht heraus treffen wir eine Prozession von Bikern. Etwa 300 Teilnehmer, größtenteils mit Singlespeed-Rädern fahren in 4 Tagen von Puebla nach Oaxaca. Voran mehrere Trucks mit Heiligenfiguren auf der Ladefläche. Es ist kein Rennen, sondern tatsächlich eine religiöse Prozession zu Ehren der Jungfrau von Juquila. Mädels sind nicht dbei. Auf den teils abenteuerlich ausgestatteten Bikes kämpfen sich die Amigos den Anstieg hinauf. Allergrößter Respekt!  1800 Hm ohne Schaltung! Ohne Sportbekleidung – Jeans und Kapuzenpullis sind Standard!  Bikeschuhe? Fehlanzeige. Aber Enthusiasmus!  Ralf und ich profitieren von der erstklassigen Verpflegung mit Obst. Am Abend rollen wir in der Weltkulturerbestadt Oaxaca ein. Unsere Begleiter haben 40 km vorher ihr Tagesziel erreicht und lassen sich noch einen Tag Zeit zur Ankunft in der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. In einem veganen Restaurant stoßen wir mit IndioBier auf Ralfs 15000sten! Kilometer seit seinem Start in Alaska an. Chapeau! Im Hintergrund läuft ein Film auf Leinwand: „Leningrad Cowboys go es America“. Eine erstklassiges Filmerlebnis in russisch-englischem Kauderwelsch,  jedoch fast komplett auf Dialoge verzichtend. Dazu spanische Untertitel. Sehr geil! 


        Unsere PausenTage haben wir traditionell schon seit jeher ähnlich gestaltet….Ausschlafen in einem Hostel,  langes ausgiebiges Frühstück nach einem reichen Beutezug zum nahe gelegenen Markt. Dann Auskundschaften wo man noch mehr noch besseres Essen bekommt. Das ganze wird mit einem kurzen Kulturausflug aufgepeppt.  Was wir dabei  erlebt haben, seht ihr in der Bildergallerie.  Bei einem Besuch in Oaxaca darf natürlich die Besichtigung der Ruinen von Monte Alban nicht fehlen. Das Volk der Zapotek hatte hier zwischen 300…900 n. Chr. seine Blütezeit.  Sehr eindrucksvoll!  

        Morgen Düsen wir weiter.  Nächstes Ziel: San Christobal im Süden Mexicos. Bis dahin. Kette rechts! Ride on!…und euch eine schöne Adventszeit!

        Reisevorbereitungen

        Reisevorbereitungenimg_1719Am Sonntag den 20.November geht die Reise los. In 80 Tagen – nicht um die Welt – sondern durch Lateinamerika. Mein Freund Ralf erwartet mich in Mexico City. Von dort werden wir gemeinsam nach Kolumbien radeln. Der Verrückte hat bis dahin bereits einiges geschafft. Seine Reise hat in Alaska begonnen und führt ihn danach weiter durch die Anden bis in den Süden des Kontinents. Meine liebe Freundin Franzi hat sich leider kurzfristig etwas anders vorgenommen. Naja…“leider“ ist der falsche Ausdruck. Ihr Master-Studium steht natürlich vor einer Bike-Reise. Nach der Zeit der Selbstdisziplin können wieder neue verrückte Projekte gestartet werden. Ich bin Ihr unendlich dankbar! Für Ihre Unterstützung, ihre Art wie sie mit der Situation der ungerechten Trennung umgeht – Sie muss Arbeiten und ich mach Urlaub – und überhaupt dass es Sie gibt!

        Damit ich meine Erlebnisse und die bildhaften Eindrücke der Reise zukünftig nicht mehr ausschließlich meinem Reisetagebuch und dem überquellenden Speicher des Laptops anvertraue, möchte ich euch zukünftig daran teilhaben lassen. Viel Spaß beim Lesen. Die nächsten Zeilen und hoffentlich auch erste tolle Bilder gibt´s in ein paar Tagen.